Beobachtungstipp im September 2006 Nach jahrelanger Wartezeit können die Sternfreunde in den nächsten Jahren wieder Bedeckungen der Plejaden durch den Mond beobachten. Die letzte Möglichkeit in unseren Breiten diesem Schauspiel beizuwohnen gab es in den Abendstunden des 21. Februars 1991. Wir erinnern uns: Mehr als zwanzig Bedeckungen hellerer Sterne innerhalb von 3 Stunden. Wer diesen schönen Abend verpasst hat (soll es geben!), der hat bis zum Jahr 2009 mehrere Gelegenheiten, ein Vorübergang des Mondes bei den Plejaden zu verfolgen. Danach gehen wiederum einige Jahre ins Land, bis es im Jahr 2025 eine Neuauflage der Bedeckungen gibt. Alle 18,6 Jahre wiederholen sich die Bedeckungen von Sternen durch den Mond. Dieser Zeitraum wird als Drakonitisches Jahr bezeichnet. Das drakonitische Jahr ist uns ja schon im Zusammenhang mit Sonnen- und Mondfinsternissen über den Weg gelaufen. Um die Sache zu verstehen, müssen wir die Mondbahn um die Erde betrachten. Der Mond bewegt sich in einer elliptischen Bahn um die Erde. Der mittlere Abstand liegt bei 384.400km. Um einen Umlauf zu vollenden benötigt der Mond 27 Tage 7 Stunden und 43 Minuten. Relativ zur Sonne benötigt der Mond allerdings 29 Tage 12 Stunden und 44 Minuten. Dieser Zeitraum wird als synodischer Monat, der von Vollmond zu Vollmond gerechnet wird, bezeichnet. Der Umlauf der Erde um die Sonne zeigt sich auf unserem Heimatplaneten durch einen scheinbaren Lauf der Sonne durch die Tierkreissternbilder. Der Mond muss deshalb Monat für Monat ein paar Grad weiter im Tierkreis wandern, um die Vollmondstellung zu erreichen. Die Lage der Mondbahn stimmt nicht mit der Bahn der Erde um die Sonne überein. Fast genau 5° ist die Bahn des Mondes gegenüber der Ekliptikebene, also der Erdbahnebene um die Sonne, geneigt. Die beiden Punkte, in denen sich Mondbahn und Ekliptik schneiden, nennt man Knotenpunkte oder Drachenpunkte. Wir unterscheiden den aufsteigenden Knoten, bei dem die Mondbahn die Ekliptik in nördlicher Richtung durchstößt und den absteigenden Knoten, dort wo die Bahn des Mondes südlich der Ekliptik verläuft. Die Knoten der Mondbahn sind nicht fest. Zu allem Überfluss wandern die Knoten jährlich 19° 21' Grad entgegen des Mondlaufs. Nach 18 Jahren und 10 oder 11 Tagen (je nach Anzahl der Schaltjahre), hat die Mondbahn einen vollen Umlauf der Knoten erlebt und die Himmelsereignisse, bei denen der Mond eine Rolle spielt wiederholen sich. Die Mondbahn ist, wie gesagt, um 5 Grad gegen die Ekliptikebene geneigt. Die Ekliptikebene ist wiederum um 23,5° gegen den Himmelsäquator geneigt. An seinem höchsten Punkt kann der Mond 28,5° über dem Himmelsäquator stehen. Er erreicht bei uns dann eine Kulminationshöhe von 66,5°. Das aber nur so nebenbei. Die Plejaden befinden sich etwa 4 Grad oberhalb der Ekliptik. Das bedeutet für den Mond, dass er die Plejaden nur dann erreichen kann, wenn der aufsteigende Knoten etwa 90° westlich und sein absteigender Knoten ungefähr 90° östlich der Plejaden liegt, so dass er am Ort der Plejaden möglichst hoch über der Ekliptik steigen kann. Das ist der Fall, wenn der aufsteigende Knoten in der Nähe des Frühlingspunktes liegt. Die günstige Lage der Plejaden in der Nähe des Ortes des höchsten Punktes der Mondbahn relativ zu Ekliptik entschärfen die Bedingungen zur Erfüllung einer Bedeckung durch den Mond. Die Bahn des Mondes relativ zur Ekliptik verläuft in einer recht sanften Wellenbewegung, so dass der Mond relativ lange nahe der beiden Wendepunkten verharrt. So kann es während eines Zeitraums von drei Jahren immer wieder zu Bedeckungen von Plejadensternen kommen. Die scheinbare Größe des Mondes und die Ausdehnung der Plejaden am Himmel leisten ebenfalls ihren Beitrag. In den Abendstunden des 12. September findet für uns Mitteleuropäer die erste sichtbare Plejadenbedeckung statt. Bereits um 20:35 Uhr wird der erste Plejadenstern bedeckt. Leider findet das Schauspiel noch unter dem Horizont statt. Um 21:40 Uhr, also knapp eine viertel Stunde nach Aufgang des Mondes wird der Stern Merope bedeckt. Um 22:11 Uhr wird dem Stern Alkyone der Blick auf unsere Sternwarte verwehrt. Atlas und Plejone verschwinden um 22:38 bzw. um 22:42 Uhr hinter der Mondscheibe. Der Mond hat zu dieser Zeit die Höhe von etwa 9° erreicht. Bei der Beobachtung sollte man auf gute Horizontsicht achten. ![]() Der Mond zwischen den Sternen Atlas, Pleione und Merope (Plejaden), einfach vom Okular des Dobsons abgeknipst, Christian Overhaus Bessere Bedingungen hat man in den frühen Morgenstunden des 4. Dezember 2006. Um halb vier erreicht der noch fast volle Mond die Plejaden. Um 7:00 Uhr zum Schluss der Bedeckung hat er allerdings auch nur noch eine Horizonthöhe von etwa 6°. In den folgenden Monaten kommt es dann immer wieder zu Bedeckungen der Plejaden. Am 24. Februar bedeckt der halbvolle Mond den Sternhaufen nachts um 0:00 Uhr. Im April zieht der Mond nördlich der Plejaden seine Bahn (am 19. April 2007 um 17:00 Uhr). Maja und Sterope werden dabei bedeckt). Leider ist die Sonne dann auch noch zu sehen. Interessant wird es für uns dann erst wieder im Oktober 2007, wenn der Mond am 28. Oktober 2007 um 0:30 Uhr die Plejaden erreicht. Wer sich nicht mit der komplizierten Bahn des Mondes auseinander setzen möchte, der kann die Bedeckungen natürlich in den Jahrbüchern nachschlagen und sich nur aus Spaß an der Beobachtung hinters Teleskop setzen. Viel Spaß dabei! |
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