Beobachtungstipp im November 2006 Das muss ein ganz schöner Schreck gewesen sein. In den Abendstunden des 8. Oktobers saß der 77-jährige Rentner Emil F. in seiner Gartenhütte im rheinländischen Troisdorf als plötzlich das Dach der Hütte förmlich weg gerissen wurde und die Hütte in Brand geriet. Der Rentner wurde mit leichten Blessuren ins Krankenhaus eingeliefert. Die Feuerwehr kümmerte sich um die Gartenlaube, die allerdings in Rauch und Asche aufging. Was hat diese Nachricht, die höchstens die lokale Presse interessieren würde, in einem Beobachtungstipp zu suchen? Nun ja - die Ursache des Brandes ist nach Pressemitteilungen der Meteorstrom der Draconiden. Augenzeugen berichten nämlich von einer hellen Feuerkugel, die in Richtung der Schrebergartenhütte flog, die anschließend in Brand geriet. Der unter Schock stehende Besitzer konnte sich aus der Hütte retten und sagte, dass da etwas von oben gekommen sein musste. - Alles in allem sehr ominös! Die herbeigerufene Polizei untersuchte den Fall und konnte keine Erklärung für das Feuer finden. Weder ein technischer Defekt noch Brandstiftung kamen als Ursache in Frage. Nur die Sache mit dem Feuerball blieb als Erklärung übrig. Eine Anfrage bei einer Sternwarte klärte das Ganze dann auf. Die Erde bewegte sich durch den Meteorstrom der Draconiden, der durch den Kometen 21P/Giacobini-Zinner gespeist wird. Der verglühende Staub des Kometen entzündete das Dach der Hütte. Leider ergab die Suche nach dem Rest des Meteoriten keinen Erfolg, so dass der endgültige Beweis wohl ausbleibt. Große Zeitungen und Fernsehsender berichteten über das Opfer des Meteoritenfalls. Die Vertreter dieser Spezies wären allerdings besser beraten gewesen, hätten sie seriöse Quellen um Rat gefragt. Die Tatsache, dass nicht eine Scharr von Meteoritenjägern oder besser Sammlern in den Garten des Rentners eingefallen sind und jeden Winkel mit Metalldetektoren untersucht haben, zeigt schon die Unwahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses. Zum Einen gibt es keinen bekannten Meteoritenfall, der irgendwie in Zusammenhang mit einem Sternschnuppenschwarm in Verbindung gebracht werden konnte. Zum Anderen konnte man selbst bei beobachteten Fällen keine nennenswerte Erhitzung des meteoritischen Materials feststellen. Zeugenberichten zu Folge waren Meteorite nach dem Fall eher handwarm, höchstens so heiß, dass sie zwar kaum mit der Hand angefasst werden konnten, dennoch nicht heiß genug, um irgendetwas in Brand zu setzen. Einige Meteorite waren sogar nach dem Sturz von einer Eisschicht überzogen, da sie ihre innere Kälte nach außen trugen. Das Material der Steinmeteorite ist nicht gerade ein guter Wärmeleiter, so dass der Meteorit im Innern oft noch sehr kalt ist. Kleinere Meteorite können allerdings bei ihrem Ausflug durch die irdische Atmosphäre schon erwärmt werden. Dennoch fallen Meteorite nicht glühend zur Erde. Die Leuchtspur des Meteors wird durch die Ionisation der höheren sehr dünnen Erdatmosphäre erzeugt. Wir sehen also keinesfalls das verglühende Staubkorn sondern die leuchtenden Luftmoleküle in einer Höhe von über 70km. Das Staubkorn wird danach durch die dichter werdende Atmosphäre stark abgebremst und fällt dann langsam zu Boden. Meteorstaub kann dabei noch tagelang in der Luft schweben und irgendwann zu Boden gehen. Hausfrauen entfernen dann den Staub, gemeinsam mit dem Sand aus der Sahara mit ihren Staubtüchern. Größere Meteorite fallen als schwarze Steine vom Himmel und werden in der Regel durch die Luft abgekühlt oder erwärmt, je nach Zustand. Ihre Fallhöhe erlaubte es, auf weichem Boden kleine Krater zu erzeugen oder sogar Häuserdächer zu beschädigen, wie im Jahre 1990 in Glanerburg / Enschede. Welcher unselige Umstand auch immer die Gartenhütte zum Opfer fiel, ein "Deep Impact" im kleineren Stil war es wohl nicht. Schade nur, dass selbst Einrichtungen, wie eine Sternwarte und ein Sprecher der DLR solchen Unsinn unterstützen und nicht aufklärend das Thema für sich in Anspruch nehmen. In den nächsten Wochen ist nämlich ein weiterer Meteorschwarm zu sehen. Mitte November gehen die Sternschnuppen der Leoniden nieder. Das offizielle Maximum wird in der Nacht vom 17. auf den 18. November erwartet. Am Morgen des 18. November 2006 um 3:00 Uhr könnten ca. 100 Meteore in der Stunde sichtbar sein. Nach neueren Modellen kommt es aber in den Morgenstunden des 19. November zu einer Spitze der Aktivität. Gegen 5:45 Uhr erwartet man ein Maximum von 100 - 150 Sternschnuppen pro Stunde. Die Erde durchwandert dann den Staubgürtel des Kometen 55P/Tempel-Tuttle aus dem Jahre 1932. Wer sich zu dieser Zeit aus dem Bett quält und einen dunkeln Ort aufsucht, der könnte bis in die Dämmerung eine erhöhte Meteoraktivität beobachten. Leider spielt das Novemberwetter oft nicht so gut mit, wie das Augustwetter, wenn die Perseidenmeteore die obere Lufthülle der Erde zum Leuchten bringen. Aber wie gesagt: Es besteht kein Grund zur Furcht! Der Staub, der dort niedergeht, wird in den nächsten Wochen höchstens der einen oder anderen Hausfrau das Leben schwer machen. Die Versicherungen dürfen aufatmen... Na dann clear skies, |
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