Beobachtungstipp im August 2010

Würde man eine Umfrage unter den Amateurastronomen zum Thema Lieblingsplanet starten, hätte der Jupiter seine Nase wohl ganz weit vorn. Kein Planet kommt in Größe und Struktur an den großen Gasriesen heran. Seine scheinbare Größe von 48 Bogensekunden lassen ihn fast schon mit dem bloßen Auge als Planetenscheibchen erkennen. Bereits in kleinen Teleskopen erkennt man gigantische Wolkenstrukturen, die sich mit sagenhafter Geschwindigkeit bewegen. Denn der Gasriese mit seinen 142.000km Durchmesser benötigt nur knappe 10 Stunden, um sich einmal um die eigene Achse zu bewegen. Ein Gasriese, wie Jupiter wird selbstverständlich von vielen Monden begleitet. Den Tanz der vier hellsten Monde Io Europa, Callisto und Ganymed ist schon im Feldstecher zu beobachten. Galileo Galilei entdeckte die vier Trabanten vor etwa 400 Jahren und räumte mit der Vorstellung auf, dass nur die Erde und die Sonne von Begleitern umgeben ist.

Planet Jupiter mit drei der vier galileischen Monde
Planet Jupiter mit drei der vier galileischen Monde

So sorgte der Jupiter schon damals für Furore. In jüngster Zeit, also vor gut 15 Jahren, sorgte der Planet für eine kosmische Sensation. Der Komet Shoemaker-Levy 9 zerbrach bei der Annäherung an den Planeten in 21 Fragmente, die anschließend nacheinander in die Atmosphäre des Planeten eintauchten. Gigantische Feuerbälle, deren Narben noch tagelang in der schnelllebigen Gasatmosphäre des Riesenplaneten zu sehen waren, begeisterten die Astronomen. Im Jahr 2009 wurde eine solche Impaktstruktur durch einen australischen Sternfreund entdeckt. Zuvor muss ein Asteroid der 100m-Klasse auf den Planeten abgestürzt sein. Eine kleine Sensation gab es am 3. Juni um 22:31 Uhr MESZ. Zwei Amateurastronomen beobachteten unabhängig voneinander einen Lichtblitz im südlichen Wolkenband des Riesenplaneten. Offenbar waren sie Augenzeuge des Einschlags eines größeren Meteoriten, der in den oberen Jupiterschichten verdampfte - eine Sternschnuppe in 700 Mio. km Entfernung. Im Vergleich zu 1994 steht den Amateurastronomen heute eine viel bessere Ausrüstung zur Verfügung. So gelang des dem Australier Anthony Wesley, diesen Impakt mit der Videokamera zu dokumentieren. Ein Jahr zuvor entdeckte der eifrige Amateur bereits die Spuren eines Einschlags auf den Planeten, der im August 2009 stattfand.

Nach dem Impakt richtete das Hubble Space Telescope sein elektronisches Auge auf Jupiter. Aber selbst das HST konnte keine Spur des Impaktes mehr nachweisen. Das Südliche Äquatorialband (SEB) erscheint zur Zeit sehr blass. Eine Dunstschicht aus weißen Ammoniakkristallen legt sich über die Atmosphäre und lässt das SEB förmlich verschwinden - ein noch ungeklärter Effekt, der alle paar Jahre mal erscheint. Es mag Anhänger des Südlichen Äquatorialbandes etwas trösten, dass der Große Rote Fleck, jener große Wirbelsturm im SEB, deutlicher zu erkennen ist. Wenn der Ammoniakwolkenschleier in den nächsten Monaten wieder verschwindet, so wird auch der GRF etwas verblassen. (Zumindest wurde das bisher so beobachtet.)

Der Planet Jupiter steht am 21. September 2010 in Opposition zur Sonne und ist somit die ganze Nacht zu beobachten. Er erreicht im Sternbild Fische schon wieder annehmbare Höhen, so dass mitteleuropäische Beobachter wieder in den Genuss toller Anblicke kommen. Übrigens findet man knapp ein Grad nördlich des Jupiters den Planeten Uranus, der ebenfalls am 21. September 2010 in die Oppositionsstellung läuft.

Somit kann man ohne großen Aufwand zwei Fliegen bzw. Planeten mit einem Okular einfangen. Viel Erfolg dabei und klare Sicht.

Clear Skies,
Christian Overhaus

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