Beobachtungstipp im Juni 2011 Die Mondfinsternis ist bereits voll im Gange, wenn der Mond am 15. Juni um 21:44 Uhr mitteleuropäischer Zeit über den Horizont im Osten schreitet. Tief im Westen ist noch die Sonne zu sehen, die in zeitlicher Nähe der Sommersonnenwende erst um 21:50 Uhr die Himmelsbühne verlässt. Vielleicht ist die Konstellation von Zeit und Ort für die Beobachtung dieser Mondfinsternis für uns Mitteleuropäer nicht ideal. Dennoch kann das bewusste Erleben des Himmelsschauspiels eindrucksvoll und lehrreich sein, sofern der Himmel die freie Sicht zu den astronomischen Nachbarn freigibt. Seit über 4 Milliarden Jahren geht die Sonne täglich auf und unter. Die Länge des Tages wird schließlich durch den scheinbaren Lauf der Sonne bestimmt. Der Mond tut es ihr fast gleich. Seine Wanderung durch die Sternbilder der Himmelsekliptik ist allerdings kurzweiliger, weil er etwa 13x schneller unterwegs ist. Jedenfalls findet seit viereinhalb Milliarden Jahren zwei mal täglich an jedem Ort der Erde das Schauspiel des Sonnenaufgangs oder -untergangs statt. Und doch ist keiner gleich dem anderen. Der durchschnittliche Erdenbürger kann über 40.000x teilhaben an diesem Erlebnis und dennoch sind es die Wenigsten, die jemals eine Dämmerung in all ihren Erscheinungen bewusst wahr genommen haben. Und obwohl der Mensch seit vielen hundertausend Jahren die Erde bewohnt, sind viele Fragen um die Erscheinungen bei Sonnenauf- und untergang erst in den letzten Jahren, in denen der Mensch ernsthafte Wissenschaft betreibt, erschließend erklärt worden. Ein Mondbewohner würde sich beispielsweise keine Gedanken darüber machen. In seiner Welt befindet er sich nach dem Verschwinden der Sonne in völliger Dunkelheit. Dämmerungserscheinungen sind ihm fremd. Ja sogar der Taghimmel ist völlig schwarz und am Firmament ist es möglich die Sterne zu sehen. Die Anwesenheit einer Atmosphäre verändert die Sachlage ungemein. Selbst der wolkenlose Himmel ist scheinbar frei von Sternen. Allenfalls der Mond und die helle Venus erinnern an die nächtliche Fülle des Himmels. In Teleskopen kann man freilich auch tagsüber Sterne sehen, doch heben sie sich gegen den hellen blauen Himmel nur wenig ab. Obwohl der blaue Himmel sehr beliebt bei den Menschen ist, findet man nur selten jemanden, der eine Erklärung dafür hat. Das Blau des Himmels kommt durch die Streuung des Sonnenlichtes in der Erdatmosphäre zustande. Dieser Umstand sollte heute zum Allgemeinwissen zählen, wurde aber erst zum Ende des 19. Jahrhunderts durch Lord Rayleigh erklärt. Die Streuung von kurzwelligem, blauem Licht ist stärker als die des langwelligen roten Lichtes. Der Weg des Lichts durch die Atmosphäre ist kürzer, wenn die Sonne dem Zenit sehr nahe ist. Je näher die Sonne dem Horizont kommt, desto dicker ist die Lufthülle, die sie durchwandern muss. Und weil unser Luftmeer nicht nur aus Sauerstoff, Stickstoff und einigen Spurengasen besteht, sondern auch aus Wasserdampf, Staub und vielen Aerosolen, wird bei tiefstehender Sonne auch ein großer Teil des langwelligen Lichtes gestreut. Sonnenuntergänge erscheinen aus diesem Grunde in vielen Rottönen. Und der Zustand der Atmosphäre spielt eine maßgebliche Rolle. Das Licht der tiefstehenden Sonne erfährt eine starke Rötung, weil das langwellige Licht nicht so in den Maßen von der Atmosphäre absorbiert wird. Manchmal ist es sogar möglich, besonders große Sonnenfleckengruppen mit dem bloßen Auge zu sehen. Bei sehr trockener Luft ist die Sonne jedoch noch zu hell, auch wenn sie dem Horizont schon sehr nahe ist. Das Herannahen eines Tiefs mit feuchter Luft sorgt für rötere Sonnenuntergänge. In diesem Fall ist die Bauernregel Abendrot-Schönwetterbot nicht ganz richtig. Auch lang-anhaltende Hochdrucklagen mit ausgeprägter Inversion können zur Eintrübung der Atmosphäre führen, welche dann zu besonders roten Sonnenuntergängen führt. Der Untergang der Sonne ist ein Schauspiel für sich. Die Lichtbrechung scheint die Sonne zu verformen. Obwohl sie theoretisch bereits unterm Horizont verschwunden ist, bekommen wir eine scheinbare Sonne zu Gesicht. Jede Spektralfarbe von blau nach rot geht für sich nun unter. In guten Momenten scheint das letzte Licht der Sonne grün zu schimmern. Bei guter Horizontsicht, welche am Meer ja besonders vorzufinden ist, begegnet uns das Phänomen des "Grünen Strahls". Einige Minuten nach Sonnenuntergang färbt sich der Himmel im Westen sogar purpur. Die Ausprägung der Färbung hängt sehr mit dem Staubgehalt der Atmosphäre zusammen. Das Sonnenlicht wird an den Staubpartikeln gestreut. Insbesondere nach Vulkanausbrüchen oder Waldbränden ist die Atmosphäre staub geschwängert und es kommt zu intensiven Purpurfärbungen. Im Osten steigt derweil der Schatten der Erde auf, welcher sich als dunkles Band langsam dem Zenit entgegen strebt. Der Himmel ist im tiefsten Blau gefärbt, obwohl ja eigentlich kein Sonnenlicht mehr vorhanden ist, welches gestreut werden kann. Das Sonnenlicht erreicht aber noch die Ozonschicht in über 15km Höhe und das intensive Blau wird hier durch die Streuung verursacht. Oberhalb des Erdschattens können wir eine rosarote Verfärbung des Himmels wahrnehmen, die sich gürtelartig gegenüber dem Sonnenuntergang zeigt. Man bezeichnet das Phänomen als Venusgürtel. Es ist der Widerschein des Sonnenuntergangs, der in sanften Tönen einige Zeit zu sehen ist, bis er im Schatten der Erde verschwindet. Dort tief am Südwesthimmel steht er nun, der volle verfinsterte Mond. Ungewohnt dunkel ist er, scheint der volle aufgehende Mond doch sonst wie ein heller Kürbis im dunklen Blau es Osthorizonts. Es ist schon fast schwierig, ihn zu erkennen. Statt im hellen Sonnenlicht zu erstrahlen, steckt er tief im Schatten der Erde. Nur eine leichte rötliche Färbung ist geblieben. Es ist das Licht der Erddämmerung, das auf die Mondoberfläche fällt. Welch ein Anblick muss die Erde nun vom Mond aus bieten? Kein Mensch hat es je zu Gesicht bekommen - die dunkle Erdkugel am Mondhimmel, umgeben von einem roten Kranz der morgendlichen und abendlichen Dämmerung. Wieviel Licht der Mond noch empfängt hängt vom Wetter in den Dämmerungsregionen ab. Bei starker Bewölkung wird weniger Licht zum Mond durchgelassen und der Mond ist entsprechend dunkel. Eine Mondfinsternis wird somit zum Spiegel der Erdatmosphäre. Wenn der Mond den Kernschatten der Erde um 0:03 Uhr verlassen hat, dann ist es schon fast dunkel. Richtig dunkel wird es ja nicht mehr. Mit etwas Glück machen sich am Nordhimmel schleierartige Wolken bemerkbar. Leuchtende Nachtwolken werden sie genannt. Mit dem Wettergeschehen haben sie nichts zu tun. Vielmehr entstehen sie durch kleine Kondensationskeime in der oberen Mesosphäre. In dieser Höhe werden sie noch vom Sonnenlicht erreicht und zeigen ihre schönen Muster am Nordhimmel. Es gibt also viel zu erleben, auch wenn die Mondfinsternis nicht zur idealen Zeit stattfindet. Schlecht wäre allerdings ein bewölkter Himmel. In diesem Falle sieht man die Erscheinungen nicht. Dann wird das Grau einfach nur dunkler, bis es wegen des Lichts der Städte erhalten bleibt... Clear Skies, |
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