Beobachtungstipp im November 2011 Ringe sind beeindruckende Phänomene in der Astronomie. Sie kommen in vielen Varianten vor und jedem Sternfreund ist der eine oder andere Ring schon untergekommen. Die bekanntesten Ringe sind die Ringe das Saturn. Bereits Nichtastronomen gelingt die Entdeckung, wenn sie durch ein Teleskop schauen. Der erstaunliche Anblick des Saturn verblüfft, obwohl Bilder des Saturn fast jedem Menschen geläufig sind, zumal der Planet auch als Werbeträger einer Elektromarktkette herhalten muss. Die Ringe des Saturn sind keinesfalls feste starre Körper. Noch vor vielen Jahren sehr spekulativ, ist es seit den Besuchen von Raumsonden doch Allgemeinwissen, dass die Saturnringe aus vielen kleinen Gesteinsbrocken und Staubkörnern bestehen, die wie kleine Monde den Saturn umreisen. Mit dem Teleskop lassen sich drei einzelne Ringsysteme entdecken, die sich etwa 140.000km in den interplanetarischen Raum erstrecken. Auf Aufnahmen der Raumsonde Cassini findet man weitere Ringsysteme, die sehr schwach ausgeprägt sind und im Gegenlicht zur Sonne zu erkennen sind. Der äußere Phoebe-Ring hat einen Radius von 12.000.000 Mio. km. Er wurde erst im Jahr 2009 vom Weltraumteleskop Spitzer im Infrarotlicht entdeckt. Wäre der Ring sichtbar, würde er sich doppelt so groß wie der Vollmond darstellen und kaum übersehbar sein.
Noch größer aber ist der nächste Ring, den wir uns ansehen wollen. Am Himmel erscheint er etwa doppelt so groß, wie das Saturnsystem. Doch seine große Entfernung von 2.300 Lichtjahren lässt ihn auf ein "Ringlein" von gut 100 Bogensekunden schrumpfen. Sein wahrer Durchmesser beläuft sich auf 1,3 Lichtjahre. Wir sprechen vom "Ringnebel in der Leier". Charles Messier nahm den Ringnebel im Jahr 1779 in seinen Katalog mit der Nummer 57 auf. Die Entdeckung wird Antoine Darquier zugeschrieben. Wilhelm Herschel prägte den Begriff des Planetarischen Nebels, wegen der Ähnlichkeit zu einem Planeten. Herschel entdeckte 1783 den Planeten Uranus als kleines bläuliches Planetenscheibchen und war davon wohl inspiriert.
Planetarische Nebel, wie Messier 57 haben allerdings wenig mit Planeten zu tun. Vielmehr sind es die vorübergehenden Gedenksteine vergangener sonnenähnlicher Sterne. Sterne, die etwa so groß wie die Sonne sind und auch die Sonne selbst, stoßen im Endstadium ihres Daseins als roter Riese die äußere Gashülle in Form eines Superwindes ab. Diese kann schalenförmige Strukturen annehmen. Zum Schluss, wenn der Gravitation endgültig über die Kernfusion siegt, fällt der Stern zu einem weißen Zwerg in sich zusammen und ist dann ein sehr heißer Ascherest mit sehr hoher Dichte. Die Weißen Zwerge besitzen Temperaturen von mehreren Hundertausend Grad und sind gerademal 50 bis 100km im Durchmesser groß. Die starke Strahlung, die von dem Stern ausgeht regt die Gasmassen um ihn herum zum Leuchten an. Ein Planetarischer Nebel wird sichtbar. Jedoch verflüchtigt sich der Staub in der Regel mit 20 bis 25km/s in die Tiefen des Weltalls, so dass das Stadium eines Planetarischen Nebels kosmologisch gesehen nur von kurzer Dauer ist. Der Ringnebel in der Leier wird etwa 20.000 Jahre alt sein bei einer Ausdehnungsgeschwindigkeit von ca 20 km/s. Dieser Ring ist im Teleskop sehr leicht zu entdecken und selbst unerfahrene Beobachter können den kleinen Rauchkringel als Ring erkennen. Er ist daher wohl einer der häufig besuchten Ringerscheinungen nach den Ringen des Saturns. Obwohl er in eigentlich nur perspektivisch ein Ring ist. Seine wahre Form erinnert wohl mehr an einen Eierbecher. Der Hantelnebel M27 käme dem sehr nah. Über 5.000 Lichtjahre ist der nächste Ring entfernt, der noch anderer Natur ist. Vielleicht ist er auch gar nicht als typischer Ring zu betrachten. Trotzdem möchte ich ihn hier in der Sammlung der Ringe aufnehmen. Ich spreche vom Rosettenebel im Sternbild Einhorn. Der prächtige Nebel erinnert eher an eine Rose als an einen Ring. Dennoch sieht das Gebilde aus, als würde ein Sternhaufen ringförmig von einem leuchtenden Nebel umgeben werden. Und so ist es auch. Der Rosettennebel ist ein Sternentstehungsgebiet. Die hellen Sterne, die er umgibt, regen den verbliebenen Wasserstoff zum Leuchten an und treiben ihn mit den Sternenwinden und dem Strahlungsdruck auseinander. Die leuchtenden Gaswolken bestehen aus Wasserstoff und sind ein typischer Emissionsnebel. Leicht ist der Rosettennebel in unseren Breiten nicht zu beobachten. Ein Nebelfilter ist unabdingbar und bei kleiner Vergrößerung kann der Nebel, der viermal so groß ist, wie der Vollmond, als leichte Aufhellung um den Sternhaufen NGC 2244 erspäht werden. Laien werden sich da allerdings schwer tun. Auf Fotografien ist der Rosettennebel einer der schönsten Anblicke des Sternenhimmels. Leider auch ein vergänglicher Anblick, der zwar noch einigen Generationen von Astronomen Freude machen wird, aber sich dennoch in der Auflösung befindet, da die Sterne des Sternhaufens NGC 2244 ihr Werk noch lange nicht vollendet haben und die Gaswolken noch weiter auseinander treiben werden.
Die Entdeckung des Nebels wird Lewis Swift zugeschrieben, der den Nebel in den 80'er Jahren des 19. Jahrhunderts beobachtete. Der Sternhaufen NGC 2244 wurde vermutlich von John Flamsteed zu Beginn des 18. Jahrhunderts entdeckt. Katalogisiert wurde der aber erst von Johann E. Bode im Jahr 1782. Der letzte Ring des Abends wurde im Jahr 1893 von Stephane Javelle, einem französischen Astronomen, entdeckt. Man findet nur wenige visuelle Beobachtungen von diesem Objekt. Auch die fotografierenden Amateure besuchen es selten, obwohl es eines der bemerkenswertesten Objekte in der intergalaktischen Umgebung ist. Es handelt sich um ein Galaxienpärchen, welches im Index-Katalog mit der Bezeichnung IC 298a und IC 298 verzeichnet ist. Wie man sich denken kann, sind es wechselwirkende Galaxien, die etwas deformiert erscheinen. Jedenfalls wurden IC 298 und 298a von Halton Arp in den Katalog der wechselwirkenden Galaxien aufgenommen. Man findet sie unter Arp 147. Arp 147 kann man in Herbsttagen im Sternbild Walfisch beobachten, wenn man ein ausreichend großes Teleskop zur Verfügung hat. IC 298 erlebte eine besondere Geschichte. Die Galaxie IC 298a durchwanderte die Galaxie mitten durchs Zentrum und löste eine Schockwelle aus, die das Gas nach außen trieb. Man kann sich das vorstellen, wie ein Stein, der ins Wasser geworfen wird. Diese Welle löste eine gewaltige Sternentstehung aus. Man nennt so etwas Starburst. Die leuchtkräftigen Sterne bilden den bläulichen Ring. Beim Durchwandern nahm Galaxie IC 298a viele Sterne des Sternzentrums mit, so dass ein scheinbares Loch entstand. IC 298a entfernt sich mittlerweile wieder von IC 298 und hinterlässt diese als Ringgalaxie. Es ist ein sehr seltenes Phänomen, dass aber eindrucksvoll die Macht der Gravitation beim "Tanz der Galaxien" zeigt. Das Galaxienpärchen ist ca. 450 Mio. Lichtjahre entfernt und dementsprechend klein. Gerade mal 30 Bogensekunden machen sie am Himmel aus bei einer Helligkeit von 15,8 Magnituden. Vier Ringe, vier Geschichten. Vergessen wir nicht den bekanntesten Ring. Der Ring, der sich bildet, wenn der entfernte Mond sich vor die Sonne schiebt und eine ringförmige Finsternis verursacht. Gute Nacht und keine Ringe unter den Augen wünscht, Christian Overhaus |
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