Beobachtungstipp im Oktober 2012 Eine unheimliche Geschichte um einen doch harmlosen Stern. In der Antike sprachen die Astrologen dem Stern unheilvolle Wirkung zu und nannten ihn deshalb den Teufelsstern. Aus dem arabischen Al Ras a Ghul wurde sein Name Algol, was so viel bedeutet wie der Kopf des Dä mon. Man fragt sich unweigerlich, was die frü hen Astronomen oder Astrologen dazu führte, dem Stern 2. Größe einen solchen Einfluss zuzusprechen. Algol ist, neben Mira im Walfisch, der wohl bekannteste verä nderliche Stern. Sein Lichtwechsel umfasst etwas mehr als eine Größenklasse (zwischen 2,1 Magnitude und 3,4 Magnituden). Der Lichtwechsel ist offensichtlich schon seit der Antike bekannt. In der griechischen Mythologie stellt Algol den Kopf der Medusa dar. Die Medusa, einst eine Schönheit mit wallendem Haar, wurde im Tempel der Athene von Poseidon geschändet. Erbost darü ber, bestrafte Athene die Medusa mit der Verwandlung in eine dä monische Gestalt, deren Anblick jedermann zu Stein werden ließ. Das wallende Haar war fortan ein Nest aus Schlangen. Die Medusa war eine von den drei Gorgonen, die allesamt sehr furchterregend waren. Sie war jedoch die Einzige, die nicht unsterblich gewesen ist. Das bekam sie leidvoll zu spü ren, als ihr der Held Perseus mit einem Hieb den Kopf abschlug, just als sie sich schlafen legte. Perseus betrachtete ihr Abbild auf seinem Schild und verhinderte dadurch, dass er zu Stein wurde. Aus dem leblosen Kö rper der Medusa entwich das fliegende Pferd Pegaso, das aus der Zusammenkunft mit Poseidon herrührte. Das Pferd wurde von den Griechen als Pegasus an den Himmel gesetzt. Spä ter erhielt die Athene den Kopf der Medusa als Trophä e. Soweit die grausame Geschichte um den Stern im Sternbild Perseus.
Es sollten einige Jahre vergehen, bis man sich der Verä nderlichkeit des Sterns annahm. Erste Aufzeichnungen stammen aus dem Jahr 1617 von dem italienischen Astronom Geminaro Montanari. Genauere Untersuchungen unternahm der Astronom John Goodricke, der den Lichtwechsel mit einer Periode von 2 Tagen 20 Stunden und 49 Minuten beobachtete. Er nahm schon völlig richtig an, dass die periodische Schwankung durch ein Doppelsternsystem entsteht, wobei sich die Sterne gegenseitig bedecken. Algol ist somit der Prototyp bedeckungsverä nderlicher Sterne. Dies sollte im Jahr 1889 durch spektroskopische Untersuchungen bestä tigt werden. Der Hauptstern des Algolsystems ist ein B8-Stern. Ein blauer Riesenstern, der die Leuchtkraft von 100 Sonnenleuchtkräften besitzt. Der Begleiter ist ein spä ter G-Stern oder ein K-Stern, der wenig größer als die Sonne ist. Beide Sterne umkreisen einen gemeinsamen Gravitationsschwerpunkt in einem Abstand von 2 Mio. bzw. 12 Mio. km. Die Bahnebene der Sterne liegt nur wenig geneigt zur Sichtlinie der Erde und so kö nnen wir gegenseitige Verfinsterungen wahrnehmen. Im normalen Licht besitzt Algol eine Helligkeit von 2,1 Mag. In einem Intervall von 2,86739 Tagen nimmt die Helligkeit auf 3,4 Mag ab und anschließend wieder zu. Etwa 30 Stunden nach dem Minimum kommt es zu einem kleinen Nebenminimum, wenn die lichtschwächere Komponente teilweise durch die hellere Komponente bedeckt wird. Wa hrend der Nebenminima scheint die schwächere Komponente etwas heller zu werden. Der Stern reflektiert das Licht des helleren Begleiters, ein Effekt, der dazu fü hrt, dass er um den Faktor 1,7 heller erscheint, als er tatsächlich ist. Der Stern zeigt sogar Phasengestalten, was für Sterne nicht gerade trivial ist. Schon im Jahr 1869 bemerkte man Helligkeitsschwankungen im Algolsystem, die periodisch im Zyklus von 32 Jahren stattfinden. Man schloss daraus, dass Algol nicht nur ein Doppelsternsystem ist, sondern aus drei Komponenten besteht. Der dritte Begleiter umkreist das System mit einer Bahnneigung von 63° in 681 Tagen. Ein vierter Stern, der das System in 188 Jahren umkreist, wird vermutet. Man weiß wenig darü ber und es ist nicht sicher, dass er wirklich existiert. Algol befindet sich im Sternbild Perseus und ist der zweithellste Stern im Sternbild. Der Stern ist mit ca. 90. Lichtjahren Distanz der uns nächste Bedeckungsveränderliche. In Jahrbüchern werden die Ephemeriden fu r Algol angegeben. Mö chte man ein Minimum des Sterns beobachten, so ist es ratsam, gute 2-3 Stunden vorher zu beginnen, um den Abstieg der Helligkeit verfolgen zu ko nnen. Mit einer einfachen Digitalkamera ist es schon möglich, diese Beobachtungen durchzufü hren. Wä hrend des Eintritts in das Minimum sollte man mit gleichbleibenden Kameraeinstellungen regelmäßig, vielleicht alle 5 Minuten, eine Aufnahme machen. Beobachtet man 5 Stunden, so kommen dann schon 60 Aufnahmen zusammen, die es auszuwerten gilt.
Sind diese Aufnahmen im astrometrischen FIT-Format vorhanden, kann die Auswertung durch Programme wie "MUNIWIN" oder "Fitsmag", die frei erha ltlich sind, vorgenommen werden. Auch die Bildbearbeitungssoftware "IRIS" ermö glicht photometrische Auswertungen. Mit "IRIS" kann man die Dateien, die mit einer DSLR im RAW-Format aufgenommen wurden, auch in FITs-Bilder umwandeln und entsprechend weiter analysieren. Anleitungen dazu gibt es bspw. im Internet von Erik Wischnewski www.bav-astro.de/rb/rb2011-4/270.pdf im Rundbrief der BAV. Es ist jedenfalls ein spannender Einstieg in die Welt der Wissenschaft jenseits der schö nen bunten Bilder. Sternfreundlicher Gruß und blauen Himmel, |
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