Beobachtungstipp im März 2014

Am 2. April 2014 bedeckt der Kleinplanet (2934) Aristophanes den Stern HIP51451 im Sternbild Sextans. Borken liegt in der vorhergesagten Zentrallinie des Planeten, so daß wir die Bedeckung sehr wahrscheinlich beobachten können. Der 7,1 mag helle Stern wird für ca. 2,4 Sekunden vom 16,7mag hellen Kleinplaneten verfinstert. Das ganze findet ab 21:35 UT statt, also um 23:35 Uhr MESZ statt.

Umgebungskarte von HIP 51451 im Sternbild Sextans
Umgebungskarte von HIP 51451 im Sternbild Sextans

Hipparcos #51451
SIMBAD data
RA (J2000.0): 10 30 30.96
Deklination: +02 09 01.1

Korridor
Quelle: www.asteroidoccultation.com

Die Vorhersage einer Sternfinsternis durch Kleinplaneten ist keine leichte Sache und dem entsprechend mit einer gewissen Ungenauigkeit behaftet. Zum einen benötigt man eine sehr präzise Bahnberechnung und zum anderen müssen dazu Form und Größe des Kleinplaneten bekannt sein. Im Falle von (2934) Aristophanes geht man von einem Durchmesser von ca. 24km aus. Der Schattenwurf auf der Erde ist entsprechend groß. Kleine Unsicherheiten von Bahn und Größe des Kleinplaneten könnten zu Überraschungen führen. Die Sache bleibt also spannend. Die IOTA-ES ruft deswegen zu einer Beobachtung und zu einer Messung auf. Bei der Messung gilt es die genauen Zeiten der Bedeckung zu erfassen. Eine genaue Bestimmung des Beobachtungsortes ist ebenso notwendig.

Während die Bestimmung des Beobachtungsortes mit GPS-Geräten oder auch mit der Karte von Google-Earth möglich ist, erfordert die zeitliche Erfassung etwas Geschick. Zwar sind die Hilfsmittel, eine handelsübliche Stoppuhr, wie man sie am Handgelenk trägt oder als Funktion im Handy eingebaut ist und eine Funkuhr, nicht gerade exotisch. Dennoch ist die Messung anspruchsvoll und will vorbereitet sein. Am besten trainiert man den Umgang mit den Gerätschaften vorher ein paar Mal. Für die Sternbedeckung gibt es ja nur einen Versuch. - Und so könnte es ablaufen: Das Beobachten in größeren Gruppen ist eigentlich nicht sinnvoll. Sollten wirklich viele Beobachter mobilisiert werden können, sollten sie sich im Beobachtungsgebiet verteilen um möglichst viele Messpunkte zu bekommen. Eine Doppelbeobachtung an einem Ort wäre natürlich zu empfehlen, wenn man die Daten vergleichen möchte.

Am Beobachtungsort, der irgendwo im Bereich des Bedeckungskorridors liegt, wird das Teleskop aufgebaut und der Stern Hipparcos #51451 eingestellt. Dann lieber noch mal schauen, ob wirklich der richtige Stern eingestellt ist. Es ist kein ungewöhnlicher Fehler, die Bedeckung zu verpassen, weil man statt Hipparcos #51451 irgendeinen anderen Stern im Visier hatte. Ok, wenn das alles beachtet wurde und Ort, Datum und Uhrzeit passen, hat man alles Menschenmögliche getan. Der Rest ist dann Schicksal. Für die Messung benötigt man die genaue Uhrzeit. Funkuhren gehen eigentlich genau. Allerdings kann es vorkommen, dass eine Funkuhr über längere Zeit keinen Kontakt zur Funkstation hatte und deswegen nicht richtig läuft. Es empfiehlt sich, die Batterie zu entfernen und die Zeit neu suchen zu lassen. Aber bitte nicht gerade 10 Minuten vor der Bedeckung. Es dauert nämlich einige Zeit, bis das Zeitsignal erfasst wird. Die Beobachtung soll ja möglichst stressfrei stattfinden.

Einige Minuten vor der Bedeckung sollte man mit den Vorbereitungen fertig sein. Das Auge ans Okular und die Stoppuhr in die Hand genommen haben. Gut ausgerüstete Beobachter können statt der direkten Beobachtung auch eine Videokamera einsetzen. Eine Auswertung des Videos erlaubt eine noch höhere Datenqualität.

Irgendwann, so gegen kurz vor Mitternacht wird der Stern überraschend verdunkelt, weil der Kleinplanet ihn bedeckt. Nun sollte man die Stoppuhr starten. Je besser die Reaktion, desto genauer die Messung. Auch wenn man die Bedeckung erwartet, kommt der Zeitpunkt dann doch überraschend. Die Bedeckung selbst könnte gute 2,5 Sekunden andauern. Mit dem Wiedererscheinen des Sterns nimmt man eine Zwischenzeit. Nachdem die Bedeckung nun geschehen ist, nimmt man die Funkuhr zur Hand und stoppt die Zeit zur nächsten vollen Minute. Sagen wir, wir hätten die Stoppuhr um 23:59:00 Uhr gestoppt und die vergangene Zeit auf der Stoppuhr wäre 2 Minuten 10,55s Sekunden, so hätte die Bedeckung um 23:56:49,45s begonnen. Die genommene Zwischenzeit von -sagen wir mal- 4,14 Sekunden würde ein Bedeckungsende um 23:56:53,59 Uhr bedeuten. Somit hätten wir alle relevanten Daten für die Bedeckung ermittelt und könnten sie der IOTA-ES übermitteln. Die Schwierigkeit besteht eigentlich nur im Umgang mit der Stoppuhr. Hier empfiehlt es sich einige Trockenübungen zu unternehmen. Experten empfehlen ein Diktiergerät als Backup der Beobachtung.

Die Daten kann man in ein Formblatt der IOTA-ES eintragen und diese dann der Fachgruppe für Sternbedeckungen zukommen lassen (www.iota-es.de). Mit Hilfe der Beobachtungen ist es dann möglich, die Bahnberechnungen des Kleinplaneten zu verbessern, vielleicht sogar Aussagen über Form und Größe des Kleinplaneten zu machen. Schließlich ist der Schatten des Kleinplaneten ein zweidimensionales Abbild des fernen Himmelskörpers. Übrigens sind auch Nichtsichtungen wertvoll, sofern sie nicht durch bewölkten Himmel oder andere nicht wünschenswerte Umstände zustande gekommen sind.

Was sich zunächst als esoterischer Auswuchs des Hobbys Astronomie darstellte, ist also pure Wissenschaft und eine spannende dazu. Sollte der Himmel über Norddeutschland eine Beobachtung am 8. Juli 2014 zulassen, so sollte man diese Gelegenheit keinesfalls verpassen. Und wenn man es sich zutraut, sollte man eine Messung nach der vorgestellten Art und Weise durchführen. - Wissenschaft macht Spass!

Clear Skies,
Christian Overhaus

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