Beobachtungstipp im September 2014

Die Montierung steuert das Teleskop recht nahe an den Horizont in Richtung des Sternbilds Schütze. Das Sternbild mit den eindrucksvollen Sternhaufen und dem Milchstraßenzentrum ist in unseren Breiten gar nicht so leicht aufzufinden. Die Sternkartensoftware auf dem PC zeigt im Zentrum des Kartenausschnitts auf Pluto. Visuell ist der Planet mit 14,3 Mag Helligkeit nicht zu erkennen - zu klein ist das Teleskop und zu hell ist der Himmelsbereich an diesem Abend. Die Digitalkamera erlaubt jedoch einen tieferen Blick in Richtung Milchstraßenzentrum. Deswegen versuche ich ein paar zweiminütige Belichtungen in der Hoffnung, den Zwergplaneten zu erwischen. Die Analyse der Fotos hob ich mir für den folgenden Tag auf. Das Sternfeld um Pluto herum ist nicht gerade arm an Lichtpunkten und viele von ihnen sind weitaus heller als Pluto.

Am darauffolgenden Abend wollte ich die Aufnahme wiederholen, um zu schauen ob und wie sich Pluto vor dem Sternfeld verhält. Außerdem würde eine zweite Aufnahme die korrekte Identifikation des Planeten bestätigen. Leider ist das Wetter im Münsterland nicht immer so stabil, daß Folgeaufnahmen glücken. In diesem Fall gelang es mir aber in letzter Minute noch einen Blick auf das Sternfeld um Pluto zu werfen. Die gewonnene Aufnahme ist kein Kandidat für das Astrofoto des Jahres, dokumentiert aber sehr schön den kleinen Hopser, den Pluto innerhalb eine Tages gemacht hat. Die Aufnahmen zeigen eine Verschiebung der Position von 60 Pixeln. Die Kombination der DSLR und einer Brennweite von 952mm erlaubt eine Auflösung von 0,93 Bogensekunden pro Pixel. Somit konnte eine Verschiebung der Position von 55,8" dokumentiert werden. Die Sternkartensoftware lieferte denselben Wert. - So sollte es ja auch sein!

Zwergplanet Pluto
Zwergplanet Pluto (Bildmitte, links), Christian Overhaus

Unser Planetenweg stellt den Pluto als 2,3mm große Kugel dar, die 6km Wanderweg von der Sonnenstation entfernt ist. Das stimmt mit der aktuellen Lage im Sonnensystem nicht überein, weil die Bahn des Pluto doch sehr elliptisch ist. Pluto ist zur Zeit etwa 4,9 Milliarden km von der Sonne entfernt. Seine Station müsste vorrübergehend an die Vardingholter Strasse gelegt werden. Aber das nur so nebenbei...

Zwergplanet Pluto
Zwergplanet Pluto, Christian Overhaus

Interessant ist die Frage, wie groß der scheinbare Sprung des Planeten wirklich ist und wie groß er damit im Modell des Planetenwegs wäre. Der dazu bemühte Taschenrechner spuckte 162cm heraus, also ein Wert von der Größenordnung der Sonne (ca. 140cm).

Die scheinbare Verschiebung des Planeten geht allerdings zum größten Teil auf die Bewegung der Erde um die Sonne zurück. Immerhin legt sie an einem Tag fast 2,5 Millionen Kilometer auf ihrer Bahn um die Sonne zurück. Wenn Pluto in Opposition genau der Sonne gegenüberliegt, entspräche das einer Parallaxe von 110 Bogensekunden. Plutos Wanderung "kommt" der Sache etwas entgegen. Auf seiner Bahn legt er zur Zeit gute 450.000km pro Tag zurück. Das sind fast 20 Bogensekunden auf die momentane Distanz, wobei wir bei einer täglichen Wanderung von ca. 90 Bogensekunden wären. Es gilt noch zu berücksichtigen, daß sich der Pluto zur Zeit der Aufnahme bereits auf 135° der Sonne genähert hat und nicht seinen Oppositionswinkel von 180° hatte. Damit muss die Parallaxe auf 78" Bogensekunden korrigiert werden (110" x sin(135°)). Abzüglich der 20 Bogensekunden, die uns Pluto nacheilen konnte, liegen wir dann bei 57 Bogensekunden. Die Abweichung von einer Bogensekunde wird verschiedene Ursachen haben, unter anderem die Bahnneigung des Planeten Pluto relativ zur Erdbahn. Die genaue Berechnung ist eher etwas für graue Wintermonate, wenn im Fernsehen Astronomie-Dokumentationen über das unberechenbare Weltall laufen.

Seit einigen Jahren wird Pluto ja nun nicht mehr zu den Planeten gezählt und in die Klasse der Zwergplaneten eingeordnet - eine Tatsache, die besonders an der Sternwarte oft diskutiert wird. Womöglich, weil die Planetenstation von Pluto direkt an der Sternwarte zu finden ist... Pluto ist somit ein Kuiperbelt-Objekt mit der Nummer 134340 in den Listen der Minor Planet Centers. Es gibt aber noch eine Gruppe von "Pluto-Fans", die sich mit der Aberkennung des Planetenstatus nicht abfinden wollen. Allein aus historischer Sicht verdiene Pluto den Planetenstatus. Man kann da geteilter Meinung sein. Ordnung und Struktur im Sonnensystem sind wichtig. Im Bundesstaat Illinois (USA) wurde dem Pluto unlängst per Gesetz der Planetenstatus zurückgegeben. Wie viele der Wahlberechtigen Pluto-Anhänger sind, weiß ich nicht. Der Beweggrund ist natürlich, daß der Pluto-Entdecker Clyde Tombaugh aus Illinois stammt. Und dieser Mann war mit seiner bescheidenen Art ein großer Sympathieträger.

Im Juli 2015 fliegt übrigens die Raumsonde "New Horizon" in kurzer Distanz an Pluto vorbei und wird uns zum ersten Mal wirkliche Landschaftsbilder der fremden Welt liefern. Über 9 Jahre war die Sonde unterwegs. Auf dem Planetenwanderweg dürfte man übrigens nur 7cm am Tag zurücklegen um vergleichbar lange unterwegs zu sein.

Clear Skies,
Christian Overhaus

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