Beobachtungstipp im Februar 2016 Am 20. Januar 2016 versetzte die Nachricht von der Entdeckung des 9. Planeten die Welt in Aufruhr. Aufruhr ist vielleicht ein übertriebener Ausdruck. Die Nachricht fand in den Medien schon seinen Platz neben all den Problemen des dritten Planeten im Sonnensystem. In den 30'er Jahren entdeckte ein gewisser Clyde Tombough schon mal den 9. Planeten. Auf Photoplatten des Sternbilds Zwillinge, die mit dem Lowell-Teleskop in Flagstaff / Arizona aufgenommen wurden, fand er einen kleinen Lichtpunkt, der seine Position veränderte. Der Farmerssohn aus Illinois wurde mit seiner Entdeckung zum Nationalhelden und sein Name ist immer noch mit der bescheidenen Art seiner Persönlichkeit und der Fleißarbeit, die zu der großen Entdeckung führten, verbunden. Die Entdeckung des Planeten Pluto kam unvorbereitet und ist ein Meilenstein der Geschichte der Erforschung des Sonnensystems. Erst im Jahr 2015 lieferte die Sonde New Horizon Einblicke in die komplexe Eiswelt des fernen Pluto. Im Jahr 2006 kam der Schock. Die astronomische Union erkannte den Planetenstatus des Plutos ab. Pluto wurde in die neue Klasse der Zwergplaneten eingruppiert. Vorausgegangen waren Entdeckungen einiger größerer transneptunischer Himmelskörper, die wie Pluto ebenfalls als Planeten einzustufen wären. Die Astronomen wollte aber die Übersichtlichkeit behalten und legten neue Regeln für die Definition Planet fest. Pluto war demnach nur noch ein Zwergplanet. Aus historischen Gründen hätte man es dabei belassen können. Nüchtern betrachtet ist die Einstufung aber eine vernünftige Sache und das Konzept durchaus sinnvoll. Der Staat Illinois hat übrigens gesetzlich den Planetenstatus von Pluto erhalten. Auch wird von offizieller Seite seit ein paar Monaten wieder über den Planetenstatus von Pluto diskutiert. Pluto selbst wird das Ganze nicht interessieren. In seiner 4,5 Milliarden Jahre andauernden Geschichte sind wir Menschen nur ein Wimpernschlag. Es ist etwa so interessant, wie eine Mücke darüber diskutiert, ob wir nur entwickelte Affen sind oder die Krone der Schöpfung. Ein Name, der mit der Degradierung des Plutos in Verbindung gebracht wird, ist Mike Brown. Mike Brown ist der Kopf eines Astronomenteams, welches sich transneptunische Himmelskörpern widmet. Brown war in der Vergangenheit an der Entdeckung mehrere großer Transneptunischer Körper beteiligt und regte die Neuordnung des Sonnensystems mit der Entdeckung des Zwergplaneten Eris im Jahr 2003 an. Eris ist ein Körper mit einem Durchmesser von ca. 2300km und einer Bahn, die ihn bis auf 4,5 Milliarden km an die Sonne heranführen kann. Sein sonnenfernster Punkt liegt 14 Milliarden km von der Sonne entfernt. Die Entdeckung von Eris löste die Diskussion aus und Mike Brown sieht sich als Auslöser der Entthronung Plutos. Nun trat dieser Mike Brown wieder in die Öffentlichkeit mit der Bekanntgabe des 9. Planeten. Es ist so als wollte er die selbst geschaffene Lücke wieder auffüllen. Brown ist ein cleverer Bursche. Wer sein Buch "Wie ich Pluto zur Strecke brachte" gelesen hat, der weiß wie klein der Schritt zwischen Erfolg und großer Blamage bei derartigen Entdeckungen sein kann. Zudem ist der Konkurrenzdruck zwischen verschiedenen Forscherteams, die sich dem gleichen Feld widmen, sehr groß. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung muss gut gewählt sein. Die eigenen Ergebnisse müssen auf solider Basis stehen und man muss der Konkurrenz zuvor kommen. Das erfordert etwas Geschick. Mike Brown hat in Vergangenheit mit der Entdeckung einiger Transneptuns gezeigt, dass er weiß, was er tut. Somit sind seine Forschungsergebnisse wissenschaftlich belastbar. Was steckt hinter der Entdeckung des 9. Planeten? Nun ja, gesehen wurde er noch nicht. Die Sichtung wird vermutlich auch noch eine Weile auf sich warten lassen. Browns Team untersuchte die Bahnen verschiedener Transneptunobjekte. Dabei entdeckten sie auffällige Gemeinsamkeiten. Es sieht so aus, als würden die Objekte ihre Bahnen in einer bestimmten Form angeordnet finden. Dies könnte dadurch geschehen, dass ein großer Himmelskörper die Bahnen beeinflusst und wie ein Schäferhund die Planeten auf Kurs hält. Das Prinzip ist bereits von den Saturnringen bekannt, bei denen die Schäfermonde die vielen Staubteilchen um den Saturn unter Kontrolle halten. Browns Team analysierte die Bahnen von sechs Zwergplaneten und simulierte den Einfluss größerer Himmelskörper auf Transneptunobjekte. Die Berechnungen führten zu Planet 9 mit einer Masse von mindestens 10 Erdmassen. Mit anderen Worten: Planet 9 ist eine Hypothese. Vergleichbare Situationen finden wir im 19 Jahrhundert vor, als sich die beiden Mathematiker Urbain Leverrier und John Couch Adams daran machten, aus Bahnstörungen des Planeten Uranus die Position des Planeten Neptun zu berechnen. Planet 8 wurde zunächst am Schreibtisch entdeckt, kurz darauf aber mit einem Teleskop gesichtet. Die Sichtung eines Planeten, der schwache Lichtpunkt auf einer Aufnahme, fehlt beim Planeten 9. Die Suche ist unlängst schwerer, weil das Suchgebiet riesig ist und die erwartete Helligkeit vielleicht bei 21 bis 22 Mag liegt. Da stoßen Amateure an ihre Grenzen und Teleskopzeit mit den großen Teleskopen ist teuer und rar. Im Falle der Bestätigung ist eine Erweiterung des Planetenwegs natürlich fällig. Die Station müsste etwa 20-30km von der Sternwarte (Zwergplanet Pluto) entstehen... Sternfreundliche Grüße, |
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