Beobachtungstipp im August 2016 Der Meteorstrom der Perseiden wird wohl der bekannteste Sternschnuppenstrom aller Sternschnuppenströme sein. Seine Popularität verdankt er wohl der günstigen Beobachtungszeit im August. In warmen Sommerabenden bewegen sich mehr Leute noch unter freiem Himmel und die schon früher einsetzende Dämmerung sorgt dafür, dass auch astronomisch unbeleckte Menschen Sternschnuppen zu Gesicht bekommen. Oft erzählen ältere Menschen, dass sie sich abends mit einer Decke auf eine Wiese gelegt haben und Sternschnuppen geguckt haben. Selbstverständlich auch der Wünsche wegen, die angeblich in Erfüllung gehen sollen hat man eine Sternschnuppe gesichtet. Das Sternschnuppengucken ist in heutiger Zeit vielleicht nicht mehr so populär, erfreut sich aber bei einigen Zeitgenossen immer noch großer Beliebtheit. Ich glaube aber auch nicht, dass Sternschnuppengucken jemals ein großer Volkssport gewesen ist. Jedenfalls ist mir das nicht bekannt. An der Sternwarte erleben wir immer wieder, dass Besucher in Verzückung geraten, wenn sie eine hellere Sternschnuppe zu Gesicht bekommen. Selbstverständlich wird dem Brauch einen Wunsch zu äußern nachgegangen. Die Sache mit dem Wünschen ist vermutlich schon viele hundert Jahre alt und niemand weiß mehr genau, woher das kommt. Ganz früher war der Himmel die Kommunikationsplattform für die Götter- das göttliche Twitter sozusagen. Die Menschen schauten gebannt auf die Himmelserscheinungen und sahen Botschaften darin. Sternschnuppen waren in bestimmten Kulturkreisen eher mit positiven Dingen verbunden. Nicht ganz so gut kamen die Kometen weg. Sie galten als Drohung oder Warnung - als Zuchtruten Gottes. Die nahe verwandtschaftliche Beziehung zwischen Sternschnuppen und Kometen war unseren Vorfahren offensichtlich nicht so geläufig. Nun ja, die Kometenforschung ist ja auch noch nicht so alt. Im Mittelalter noch hielt man Kometen und Sternschnuppen für Wetterphänomene. Der Begriff "Meteor" stammt ja von "Meteoros", was altgriechisch so viel wie "in der Luft schwebend" bedeutet. In der Luft schwebend trifft den Nagel auch nicht so richtig auf den Kopf. Meteore sind eher kleine außerirdische Geschosse, die mit 20 bis 90km/s in der oberen Erdatmosphäre verglühen. Die Leuchtspur, die sie dabei hinterlassen ist das Nachleuchten der erhitzten Atmosphäre, die durch die extreme Reibung mit den Staubteilchen ionisiert wird. Die Ansicht, dass Kometen Ausdünstungen der Atmosphäre sind und Schrecken und Krankheiten verbreiten, war noch bis ins 17. Jahrhundert verbreitet. Es ist dem Astronom Tycho Brahe zu verdanken, dass Kometen als außerirdische Objekte erkannt wurden. Die Eigenschaft als Objekte des Sonnensystems, die mit extremen Bahnen die Sonne umkreisen, verlieh ihnen erst Edmund Halley, der mit der Bahnberechnung "seines" berühmten Kometen erfolgreich war. Das Twitter der Götter wurde durch die wissenschaftliche Astronomie immer mehr zu einem Versuchslabor für Physiker, Astromomen und andere Fakultäten. Die Götter reden nicht mehr mit uns. Vielleicht führt das zu einer gewissen Orientierungslosigkeit bei den Menschen. Meteorströme, wie der Strom der Perseiden, stehen im direkten Zusammenhang mit Kometen. Ein Großteil des kosmischen Staubs zwischen den Planeten wurde von Kometen abgegeben, die während der Annäherung an die Sonne Staub und Gas verlieren. In einigen Fällen durchquert die Erde die Bahn eines Kometen und stößt mit den Hinterlassenschaften des kosmischen Wanderers zusammen. Die kleinen Staubteilchen stürzen dann mit mehreren Tausend Kilometern pro Stunde auf die obere Atmosphäre der Erde und erzeugen dabei das bekannte Lichtspektakel. Die Helligkeit einer solchen Sternschnuppe hängt von der Masse und der Geschwindigkeit des Staubkorns ab. Erbsengroße Staubkörner können hier schon vollmondhelle Erscheinungen werden. Größere Massen erzeugen gar helle Feuerbälle, die die Umgebung für Sekunden in helles Licht tauchen können. Die zunehmende Beliebtheit von Überwachungskameras aller Art hat eine richtige Flut von Feuerballbeobachtungen ausgelöst. Besonders beeindruckend war zum Beispiel der Absturz des Tscheljabinsk-Meteorits im Jahr 2013. Dieser wurde von vielen Kameras in den Autos russischer Berufspendler aufgenommen. Eine starke Druckwelle führte zu Sach- und Personenschäden. Die russische Regierung erwog ein Schutzprogramm gegen derartige Naturkatastrophen und nach anfänglicher Euphorie scheint das Thema wieder aus dem Fokus geraten zu sein. Es gibt größere Bedrohungen in Russland als Steine, die vom Himmel fallen. Große Meteore, die als Meteoriten vom Himmel bis zum Boden gelangen stammen in der Regel nicht von Kometen. Es sind eher Reste von Asteroiden. Ihre Konsistenz ist weit verschieden von Kometenmaterie. Weit verbreitet sind die sogenannten Chondriten. Diese Meteoriten enthalten das Mineral Olivin in einer Silikatmatrix. Die Chondrite sind bereits aktiv bei der Entstehung von Planeten beteiligt gewesen und haben sich dadurch chemisch im Vergleich zum Urmaterial des Sonnensystems verändert. Kometen bestehen in der Regel noch aus den Bausteinen, die in der Frühzeit des Sonnensystems vor über 4 Milliarden Jahren zur Planetenbildung führten. Somit gewährt ein Komet tiefe Einblicke in die Entstehungsprozesse des Sonnensystems. Leider schicken uns Kometen in der Regel nur feines Staubmaterial, das die Passage durch die Erdatmosphäre nicht übersteht. Es macht also keinen Sinn, nach einer hellen Sternschnuppe zu suchen, auch wenn man meint, sie wäre in Nachbars Garten niedergegangen. Helle Sternschnuppen können über Entfernungen von vielen Hundert Kilometern gesichtet werden. Am 5. Mai 2016 sah ich in den frühen Morgenstunden eine helle Feuerkugel tief im Südosten fallen. Die Leuchtspur begann etwa 15 Grad über dem Horizont und endete für mich mit dem Südhorizont. Der Feuerball war erstaunlich hell. Ich schätzte ihn mit etwa -10 mag, also fast vollmondhell. Das Internet bietet die Möglichkeit derartige Ereignisse zu melden und
Meldungen einzusehen. Und tatsächlich gab es mehrere Beobachtungen
dieser Feuerkugel. Besonders beeindruckend war die Sichtung im
Hunsrück. Dort erwischte ein Fotograf den hellen Feuerball mit der
Kamera. Jedenfalls sind die Meteorereignisse weiter entfernt als man denkt. Gefühlt hätte man glauben können, ein Meteorit wäre in der Umgebung von Haltern niedergegangen. Die Erscheinung fand aber eher über Süddeutschland ihren Ursprung. - So kann man sich irren... Feuerkugelsichtungen sind eher selten. "Normale" Sternschnuppen sind häufiger zu sehen. Und die Chancen in den nächsten Tagen stehen ja nicht schlecht. Wenn das Wetter mitspielt ist die Nacht vom 11. August 2016 auf den 12. August 2016 eine ideale Sternschnuppennacht mit bis zu 140 Sternschnuppen pro Stunde. In der Nacht auf den 13. August 2016 dürfte die Fallrate mit 60 Sternschnuppen pro Stunde deutlich geringer ausfallen. Jedoch ist es terminlich mit dem Wochenende besser abgestimmt. Die beste Zeit sind die frühen Morgenstunden. Vielleicht ist es doch lohnenswert am Freitagmorgen vor der Arbeit noch ein wenig in den Himmel zu schauen... - Ich wünsche viel Erfolg dabei! Sternfreundliche Grüße, |
Besucher: 187.963 | Letztes Update: 14.08.2016