Beobachtungstipp im September 2016 Der Ringnebel in der Leier war eines der ersten Deep-Sky-Objekte, die ich als Neuling im Astronomiehobby ins Okular bekam. Mittlerweile ist es über 20 Jahre her, als ich den 4,5" Newtonspiegel auf einer wackligen Montierung auf die doch recht leicht aufzufindende Stelle in den Himmel richtete und dann durch ein 20mm Huygens-Okular mit einer 24,5mm Steckhülse dieses Kleinod entdeckte. Dieses frühe Erfolgserlebnis trug nicht wenig dazu bei, dass ich dem Sternguckervirus bis heute erlegen bin. Mittlerweile den Ringnebel fast mit verbundenen Augen findend, musste ich lernen, dass es in der Leier noch einen zweiten Ringnebel gibt. Das wird einigen nun ebenso ergehen, die jetzt nicht so tief in der Materie und Praxis der Deep Sky-Beobachtung stecken. Und das ist verständlich. Während der große Ringnebel bequem zwischen den unteren Rautensternen der Leier zu entdecken ist und doch relativ groß und hell erscheint, ja sogar eine Messier-Nummer besitzt, ist der kleine Ringnebel mehr mitten in der Raute zu finden und gar nicht leicht zu erkennen. Zumindest nicht im aufgehellten Ruhrgebietshimmel, den wir hier in etwas besserer Landqualität noch genießen können. Der kleine Ringnebel besitzt mehrere Namen: Perek Kohouthek (PK) 064.9+15.5 oder auch Minkowski 1-64, was gelegentlich mit M 1-64 abgekürzt wird. Das M steht also nicht für einen Eintrag im Messierkatalog, sondern ist das Namenskürzel von Rudolph Minkowski, einem deutsch-amerikanischen Astronomen, der 1935 vor dem NS-Regime nach Amerika übersiedelte. Der Astronom Minkowski entdeckte einige Planetarische Nebel, unter anderem auch den kleinen Ringnebel in der Leier. Der kleine Ringnebel wurde erst im Jahre 1946 entdeckt als besagter Minkowski mit dem Teleskop auf dem Mt. Wilson den Nordhimmel photographisch observierte. Messier 57, der große Ringnebel, war bereits seit 1779 bekannt, nachdem der Franzose Antoine Darquier bei der Suche nach einem Kometen über ihn "stolperte". Noch im selben Jahr bekam er seinen Platz in Messiers Katalog.
Beide Ringnebel sind Planetarische Nebel, also Überreste von ausgebrannten sonnenähnlichen Sternen. Diese Nebel können diverse Formen annehmen und sich aus verschiedenen Perspektiven zeigen. Die Ringstruktur ist allerdings keine Seltenheit. Im Vergleich sind sich Messier 57 und Minkowski 1-64 recht ähnlich. Der helle Teil des großen Ringnebels besitzt einen Durchmesser von 1,7 Bogenminuten. M1-64 dagegen ist nur 17 Bogensekunden im Durchmesser zu erkennen, wobei man dabei auch nicht unbedingt von einem hellen Teil sprechen kann. M 1-64 ist 8x weiter entfernt als Messier 57. Messier 57 ist 2.300 Lichtjahre entfernt, der Nebel aus dem Minkowski-Katalog leuchtet uns aus 18.400 Lichtjahren Entfernung entgegen. Er ist sogar um das 1,3-fache größer als Messier 57. Der Unterschied der Helligkeit ist etwa 4,5 Magnituden. Messier 57 ist also 63x heller als Minkowski 1-64. Das passt hervorragend zur 8-fachen Entfernung. Die Helligkeit nimmt nämlich quadratisch zur Entfernung ab. Die beiden Ringnebel scheinen also entfernte Geschwister zu sein. Die Informationslage ist trotz der Ähnlichkeit beider Nebel recht unterschiedlich. Gehört M57 wohl zu den bestuntersuchten Objekten des Himmels, so findet man zu M1-64 nur die Basisinformationen. M1-64 ist wegen der schwierigen Beobachtung eine Herausforderung für Deep Sky-Beobachter und soll unter guten Bedingungen bereits im Achtzöller zu finden sein. Die Forschergemeinde aber scheint mehr vom großen Bruder angelockt worden zu sein. Hypothetische Astronomen in der Nähe des Minkowski-Nebels wissen sehr wahrscheinlich nichts vom verwandten Ringnebel M57. M57: M57 ist etwa 20.000 Jahre alt, also im Rahmen der Unsicherheit der Datenlage könnte es sein, dass man am Ort von M1-64 noch den brennenden Zentralstern von M57 in den letzten "Atemzügen" sehen kann. PK 064.9+15.5: M1-64 wird schon seit ca. 42.000 Jahren als Planetarischer Nebel in Erscheinung treten. Auf der Erde hat man davon vor 20.000 Jahren erfahren können. Heute wird er bereits 2x bis 2,5x so groß sein, wie der Ringnebel M57. Mehr darüber dann in 20.000 Jahren... Sternfreundliche Grüße, |
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