Beobachtungstipp im Oktober 2016 Am 7. März 2009 hob in Cape Canaveral eine Delta 7920-Rakete in den Orbit ab. An Bord befand sich das Weltraumteleskop Kepler, ein Hightech-Fotometer, das die Helligkeit von 190.000 Sternen in einem Sternfeld des Sternbild Schwan über einen längeren Zeitraum messen soll. Das ultragenaue Gerät ist in der Lage kleinste Helligkeitsschwankungen zu erkennen und soll erdähnliche Planeten um Sterne nachweisen. Ein Planet, wie die Erde, würde das Licht des Sterns um weniger als 0,1 Promille abdunkeln, wenn der Planet vor dem Stern herlaufen würde. Über 4 Jahre untersuchte Kepler das Sternfeld im Schwan und entdeckte dabei über 1.200 potenzielle Planetenkandidaten. Nach dem Ausfall zweier Gyroskope ließ sich Kepler im Jahr 2013 nicht mehr richtig ausrichten. Die Primärmission wurde beendet und durch ein Alternativprogramm ersetzt. Ab 2014 sucht die Kepler-2 Mission wieder nach Exo-Planeten. Die Suche nach Exoplaneten ist eine aufregende Sache und die Entdeckung erdähnlicher Planeten stellt die Einzigartigkeit des irdischen Lebens infrage. Obwohl es bisher keine eindeutigen Anzeichen für außerirdisches Lebens gibt, werden aktuelle Beobachtungsdaten gerne mal mit der Existenz außerirdischer Intelligenz in Verbindung gebracht. Und es wäre ein Wunder, wenn die Kepler-Mission, die ja einzig darauf ausgelegt ist, Planeten zu finden, die Debatte um Außerirdische nicht anheizen würde. Und so geschah es auch. Vorausgegangen war nicht etwa die Entdeckung eines neuen Planeten, sondern die Beobachtung eines merkwürdigen Sterns, der bisher nie beobachtete Helligkeitsschwankungen zeigte. Die Auswertung der Keplerdaten erfolgt teilweise durch Mithilfe von Amateurastronomen mittels einer Internetplattform (www.planethunters.org). Diese Plattform ermöglicht es jedem, an der Forschung aktiv mitzuhelfen. Bekanntestes Projekt ist der Galaxienzoo. Die Amateure um die Planethunters wurden auf den ungewöhnlichen Stern aufmerksam. Das Geheimnis um den Stern KIC 8462852 erregt seither die Gemüter. Die Astrophysikerin Tabetha Boyajian war die Erste, die sich dem seltsamen Verhalten des Sterns annahm. Sie untersuchte das seltsame Verhalten des Sterns. KIC 8462852, der nach ihr den Namen Tabbys Stern bekam. Sie und ihr Team suchten nach finanzieller Unterstützung für weitere Beobachtungen des Sterns. Eine Crowdfunding-Aktion unterstützt das Team um Tabetha Boyajian um den Stern weiterhin zu beobachten. Aber warum ist der Stern so mysteriös? Der Stern zeigt merkwürdige Helligkeitseinbrüche um über 20%, die recht unwillkürlich auftreten. Für einen Planeten wäre das sehr ungewöhnlich. Zunächst müsste der Planet wirklich sehr groß sein und den Stern in regelmäßigen Abständen verfinstern. Die zweite Möglichkeit von vorgelagerten Staubwolken, die in unregelmäßigen Abständen das Licht des Sterns verdunkeln, können Beobachtungen im Infraroten Licht zeigen. Der Stern, ein Stern der Spektralklasse F, ist zudem zu alt, um noch Staubwolken der Sternentstehungszeit zu besitzen. Ein weitere Möglichkeit wären außergewöhnlich große Sternflecken, die unregelmäßig die Oberfläche überziehen. Diese Hypothese passt aber nicht gut zu den Eigenschaften von Sternen der Spektralklasse F, die der Sonne nicht unähnlich sind. Weitere Vorschläge sind Kometenwolken, die in unregelmäßigen Abständen den Stern umlaufen und ihn für ein paar Tage oder Wochen verdunkeln; Eine Trümmerwolke nach einer kosmischen Kollision, wie es damals geschah, als der Mond sich um die Erde bildete, ist ein weiterer Vorschlag. Etwas spektakulärer und auch für die Medien interessanter ist der Vorschlag einer fortgeschrittenen Zivilisation, die im großen Stil die Energie des Sterns anzapft. Die Idee von riesigen Solarpanelen, die den Stern umlaufen und somit das Sternenlicht abdunkeln, sorgte für Wirbel in den Medien, so dass alle anderen, natürlichen, Phänomene zunächst an Bedeutung verloren. Eine hochtechnisierte Zivilisation, die ihren Stern als Energiequelle anzapft, ist natürlich Stoff für Science Fiction-Autoren, zwar nicht unmöglich, aber dennoch gehört diese Hypothese zu den eher unwahrscheinlichen Gründen der Helligkeitsschwankungen. Bisher konnte das Rätsel um Tabbys Stern nicht gelöst werden. Die Astronomen werden aber am Ball bleiben. Auch Amateure können ihren Beitrag leisten. Der Stern ist für mittlere Teleskope gut zugänglich. Er besitzt die 12. Größenklasse. Seine Helligkeitsschwankungen von etwas weniger als 0,1 Magnitugen (20%) sind von geübten Beobachtern visuell, aber sicher fotografisch nachzuweisen. Die BAV (Bundesdeutsche Arbeitsgemeinschaft Veränderlicher Sterne) koordiniert die Beobachtung. Die AAVSO, amerikanische Gesellschaft zur Beobachtung veränderlicher Sterne, gab einen Aufruf zur Beoachtung des Sterns KIC 8462852 heraus (https://www.aavso.org/category/tags/kic-8462852).
Die Beobachtung variabler Sterne ist bestimmt kein Einstiegsprojekt für Amateurastronomen und erfordert Beobachtungserfahrung und Kenntnisse im Umgang mit CCD-Kameras und Bildauswertung. Ein Blick auf den Stern, der so viele Rätsel aufgibt, ist aber auch dem Einsteiger möglich, der mit Hilfe einer Sternkarte den Stern ausfindig machen kann. - Grüne Männchen sind aber nicht zu erwarten, auch wenn es die aufregendste Erklärung wäre! Sternfreundliche Grüße, |
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