Beobachtungstipp im August 2017 Die Welt braucht Helden! - Schon immer. Und der Sternenhimmel kennt seine eigenen Helden, tapfer, großmütig und keiner Gefahr aus dem Weg gehend. Der Held der griechischen Mythologie ist Perseus. Er tötete die Medusa und errettete die schöne Andromeda vor dem sicheren Tod aus dem Meer. Kein Wunder, dass diese Großtaten einen Ehrenplatz am Himmel würdig sind. Perseus war nicht irgendwer. Als Sohn des Göttervaters Zeus, dem ja mehr Frauengeschichten angedichtet werden, als so mancher Hollywoodgröße. Als Goldregen verwandelt geht Zeus auf die Danae nieder, die Tochter des Königs Akrisios und zeugte so einen Nachkommen. Der war allerdings nicht so erfreut über den Nachwuchs und befürchtete nun die Erfüllung einer Weissagung, nach der er seinem Enkel zum Opfer fallen sollte. Die beiden, Mutter und Sohn, wurden in einer Kiste auf dem Meer ausgesetzt. Diese nicht so nette Geste hätte leicht das Ende der Geschichte bedeuten können. Danae und Perseus wurden auf der Kykladeninsel Seriphos an Land gespült und von Diktys, dem Bruder des Königs Polydektes aufgenommen. Polydektes konnte der schönen Danae nicht widerstehen und seine Annäherungsversuche blieben nicht unbemerkt. Perseus und Diktys beschützen Danae so gut sie konnten. Polydektes fasste den Plan sich Perseus zu entledigen. Er schickte ihn los, das Haupt der Medusa zu liefern. Die Medusa, eine der drei Gorgonen, waren sehr hässliche Gestalten. Ihr Haupt war bedeckt mit Schlangen und jeder, der sie anblickte, erstarrte zu Stein. Ein recht trauriges Dasein, gehörten sie doch mal zu den Schönen und Reichen der Gesellschaft. Medusa war einst die Geliebte des Poseidon. Perseus nahm die Aufgabe an und überlistete die Medusa mit einem Trick. Er beobachtete sie im Spiegelbild seines Schildes und schlug ihr im Schlaf den Kopf ab. Aus der Wunde des offenen Halses entsprang das geflügelte Pferd Pegasus, ein Kind des Poseidon und der Medusa. Auf dem Heimweg legte er sich noch mit Atlas an, der um sein Königreich fürchtete. Der Blick in das Gesicht der Medusa ließ ihn zu Stein erstarren und man kann ihn heute noch als Atlasgebirge auf der Landkarte finden. Vor der äthiopischen Küste fand Perseus eine junge Frau an einen Felsen gekettet vor. Es war die Andromeda, die Tochter des Königs Cepheus und der Königin Cassiopeia. Die Andromeda sollte dem Meerungeheuer Ketos geopfert werden, das die Küstenbewohner des Landes in Angst und Schrecken versetzte. Die hochmütige Cassiopeia war nicht ganz unschuldig an der misslichen Lage des Landes. Sie hatte sich zuvor mit Poseidon angelegt und behauptet, ihre Tochter sei viel schöner als die Meeresnymphen, die Pereiden. Perseus kam gerade zur rechten Zeit. Er bekommt nicht nur die Hand der Andromeda versprochen, sogar das ganze Königreich. Da überlegt man natürlich nicht lange. Es ist nicht ganz geklärt, welches Schicksal Ketos ereilt hat. Man berichtet von einem heroischen Schwertkampf, eine andere Geschichte ließ das Meerungeheuer zu Stein erstarren, als es das Haupt der Medusa ansah. Während der Hochzeit mit der Andromeda kam es nochmals zum Eklat. Der Onkel Andromedas wollte dem Helden die Herrschaft streitig machen. Wiederum kam der Medusenkopf zum Einsatz und ließ seine Gegner zu Stein erstarren. Nach langer Zeit kehrte er zu Seriphos zurück. Der König Polydektes zweifelt zunächst an der Geschichte des Perseus. Perseus zeigte dem ungläubigen König das Haupt der Medusa... Das Königreich wurde fortan von Diktys regiert. Auf dem Weg zu seiner alten Heimat Argos kam es zu einem traurigen Zwischenfall. Perseus nahm an einer Sportveranstaltung teil und verletzte seinen ebenfalls anwesenden Großvater Akrisios mit einem Diskus tödlich. Die Weissagung hatte sich erfüllt. In Trauer beerdigte er Akrisios und legte danach alle magischen Gegenstände an. Ihm stand noch ein langes, glückliches Leben an der Seite der Andromeda bevor. Er gründete noch die bedeutenden Städte Midea und Mykene und fand seinen Platz am Firmament im Kreise der Sternbilder Andromeda, Pegasus, Cetus, Cepheus und Cassiopeia.
Einer solchen zentralen Figur der griechischen Mythologie gebührt auch ein schönes Sternbild. Und das ist der Perseus auch. Die hellsten Sterne wirken wie ein auf den Kopf stehendes Ypsilon, welches unterhalb des "Himmels-W" zu finden ist. Das "Himmels-W sind die Sterne der hochmütigen Königin Cassiopeia. Der hellste Stern ist Mirphak. Der 1,8 Mag helle Stern ist Mitglied des Sternhaufens Collinder 39, der bereits freisichtig ist. Der große Sternhaufen enthält mehr als 300 Mitglieder und ist mit 50-70 Millionen Jahren noch ein recht junger Sternhaufen. Collinder 39 ist ein dankbares Objekt für den Feldstecher. Etwa 2,5 Grad westlich gelegen findet man den Sternhaufen NGC 1245, der im Teleskop lohnenswerter erscheint. Der Sternhaufen 8. Größe ist ca. 10 Bogenminuten im Durchmesser und enthält einige hundert Sterne. Im Teleskop können durchaus bis zu 100 Sterne gezählt werden. Der Sternhaufen ist 8.000 Lichtjahre entfernt und zeigt ein beschauliches Alter von etwa 1 Milliarde Jahren. Ein weiterer Sternhaufen, der gute 10 Grad südlich der Sternhaufen Collinder 39 und NGC 1245 zu finden ist, ist der Sternhaufen NGC 1342. Der Sternhaufen enthält 60 bis 70 Mitglieder und ist mit einer Helligkeit von 6,7 Mag im Feldstecher gut auszumachen. Die Anordnung der hellsten Sterne erinnert ein wenig an das Sternbild Skorpion.
Außergewöhnlich und kaum zu beschreiben, man muss sie gesehen haben, sind die Sternhaufen NGC 884 und NGC 869. Als Doppelsternhaufen h und chi Persei gehören sie zu den schönsten Sternhaufen, die der Nordsternhimmel zu bieten hat. In dunklen Nächten und bei geringer Vergrößerung leuchten mehrere hundert Sterne wie kleine Diamanten auf schwarzem Samt. Der Anblick ist umwerfend und man kann sich in den Sternketten innerhalb der Haufen verlieren. Hi und chi Persei sind bereits mit dem bloßen Auge als Nebel zu erkennen. In Teleskopen ab 8-Zoll Öffnung entfalten die beiden Sternhaufen, die immerhin 8.000 Lichtjahre entfernt sind, ihre wahre Schönheit. Trotz der vielen Sternhaufen im Perseus, hat es nur ein Sternhaufen in den Katalog des Charles Messier geschafft. Der Sternhaufen M34, der sich nahe der Grenze zur Andromeda aufhält, ist ein schöner heller Sternhaufen, der bereits im Feldstecher zu beobachten ist. Charles Messier hatte den Sternhaufen im Jahr 1764 beschrieben. Entdeckt wurde er einige Jahre zuvor von Giovanni Battista Hodierna, einem Schüler Galileo Galileis. Der Astronom Mechain entdeckte im Jahr 1780 den kleinen Nebel M76, der als zweites Messierobjekt des Sternbildes Perseus bekannt ist. M76 ist ein Planetarischer Nebel und gilt als eines der schwierigsten Messierobjekte. Er ist sehr klein und erinnert in Erscheinung und Form an den Hantelnebel M27. Daher wird er auch als kleiner Hantelnebel bezeichnet. In Amateurgeräten reagiert der Nebel ausgezeichnet auf den Einsatz von Nebelfiltern.
Der Planetarische Nebel, der Überrest eines sonnenähnlichen Sterns, befindet sich in 3.400 Lichtjahren Entfernung und durchmisst etwa 20 Lichtjahre. Das Alter des Nebels dürfte bei etwa 150.000 Jahren liegen. Eine ganz andere Klasse von Objekten befinden sich um den Nebel NGC 1275. NGC 1275 ist die zentrale Galaxie des Perseus-Galaxienhaufens. NGC 1245 ist für die Astronomie ein ganz besonderes Objekt. Sie ist eine starke Radioquelle (Perseus A) und gilt als aktive Galaxie. Das bedeutet, dass sich im Zentrum der Galaxie ein aktives Schwarzes Loch befindet, welches Helligkeitsschwankungen verursacht. Der Perseus-Galaxienhaufen umfasst 500 bis 1.000 Galaxien in einer Entfernung von 250 Millionen Lichtjahren. NGC 1275 ist mit 12,5 Mag ein schwaches, kleines Nebelwölkchen. Der Galaxienhaufen ist den meisten Amateuren wohl nur fotografisch zugänglich.
Ebenfalls den Beobachteraugen verborgen dürfte NGC 1499 bleiben. Unter Amateuren ist diese Wasserstoffregion als California-Nebel bekannt. Entdeckt wurde er Nebel von Edward Barnard im Jahr 1884. Die längliche Nebelregion, die sich über 3 Grad am Himmel erstreckt, ist aber ein beliebtes Ziel für Astrofotografen. Bereits mit kleinen Optiken ist er gut erreichbar. Der Nebel ist nur 1.000 Lichtjahre entfernt und damit wohl die uns nächste Sternentstehungsregion.
Kommen wir aber zum Schluss noch mal zum Ursprung der Geschichte um Perseus zurück. Zentrale Figur der Perseus-Biografie ist die Medusa. Es ist deswegen nicht verwunderlich, dass die Medusa ebenfalls am Himmel verewigt ist. In alten Sternkarten verkörpert der Stern Algol den Kopf der Medusa. Der Name Algol ist allerdings aus dem Arabischen abgeleitet und bedeutet soviel wie "der Teuflische". Der Teufelsstern ist einer der bekanntesten Veränderlichen Sterne und der Namensgeber einer ganzen Klasse von Veränderlichen Sternen. Algol ist ein Doppelsternsystem, in dem sich zwei Sterne umkreisen und sich gegenseitig bedecken. Die Klasse der Algolsterne sind also Bedeckungsveränderliche Sterne. Der Helligkeitswandel von Algol kann sogar ohne optische Hilfsmittel wahrgenommen werden. In 2,87 Tagen schwankt die Helligkeit von 2,3 Mag bis 3,5 Mag. Obwohl der Stern deutliche Helligkeitsschwankungen zeigt, wurde die Periode erst im 18. Jahrhundert vom Astronom John Goodricke bestimmt. Die Beobachtung Veränderlicher Sterne war wohl noch nicht so populär. Der erste Veränderliche war der Stern Mira im Walfisch, der im Jahr 1596 von David Fabricius beobachtet wurde. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren erst 21 Veränderliche bekannt. Mit der Bonner Durchmusterung, die unter der Führung des Astronomen F.W.A. Argelander Mitte des 19. Jahrhunderts entstand, wurden einige hundert Veränderliche entdeckt. Der Lichtwechsel Algols war vermutlich aber schon den alten Ägyptern bekannt. Algol galt seit jeher als Unglückstern. Der im alten Ägypten gebräuchliche Tageskalender zeigt möglicherweise die Periode Algols in der Abfolge von glücklichen und unglücklichen Tagen. Damit wäre der Tageskalender, der vor über 3.000 Jahren gebräuchlich war, das älteste Dokument der Beobachtung eines Veränderlichen Sterns. Dänischen Forschern nach, kann man sogar die astrophysikalisch begründete Verlängerung der Periode Algols nachvollziehen. Clear Skies, |
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