Beobachtungstipp im Oktober 2017

Am 30. Oktober 2017 läuft der Kleinplanet (7) Iris in die Oppostionsstellung. Alle 17 Monate steht der Kleinplanet von uns aus gesehen der Sonne gegenüber. In diesem Jahr ist die Beobachtung besonders günstig, da (7) Iris nur 127 Mio. km von der Erde entfernt ist. Das ist zwar keine direkte Nachbarschaft und kommt dem Abstand Erde-Sonne schon fast nahe, aber dennoch erreicht Iris die Helligkeit von 6,8 Mag und ist im Fernglas zu finden. Am 25. Oktober 2017 wandert Iris zwischen Kappa und Eta Ari in Richtung Westen. Die beiden Sterne der 5. Größenklasse sind im Fernglas leicht zu erkennen. Ohne Hilfsmittel bedarf es aber schon einem guten Landhimmel. Am 13. November 2017 wandert Iris an Gamma Aries vorbei, ein schöner Doppelstern 4. Größe. In der ersten Dezemberhälfte 2017 wird der Kleinplanet dann wieder rückläufig und zieht nach Osten.

Karte (Guide 9.0)
Karte (Guide 9.0)

Iris, benannt nach der griechischen Götterbotin und der Personifikation des Regenbogens, wurde im Jahr 1847 entdeckt. Der Entdecker war der Astronom John Russel Hind (*1823 †1895). Iris ist einer von insgesamt 10 Kleinplaneten, die Hind entdeckte. Auch einige Kometen gingen ihm ins Netz. Seine bekannteste Entdeckung war aber wohl ein Veränderlicher Nebel im Sternbild Stier. Der Nebel (NGC 1555) um den Stern T Tauri reflektiert das Licht des Veränderlichen.

NGC 1555, Hinds Veränderlicher Nebel im Sternbild Stier
NGC 1555 (Hinds Veränderlicher Nebel im Sternbild Stier), Christian Overhaus

Ein ähnlicher Nebel ist Hubbles Veränderlicher Nebel oder der jüngst entdeckte McNeils-Nebel in der Nähe von Messier 78. Bis dato gab es nur Vermutungen über die Veränderlichkeit von Nebeln. Mit der Entdeckung im Jahr 1852 wurde es eindeutig.

Hind entdeckte auch die Veränderlichkeit von µ Cephei, der als Herschels Granatstern bekannt ist. Dieser tiefrote Stern im Cepheus ist ebenfalls ein hübscher Anblick. Im Sternbild Hase entdeckte der vielseitige Astronom den ebenfalls sehr roten Stern R Leporis, ein Veränderlicher Stern mit einer Periode von 444 Tagen. Seine Helligkeit schwankt von 6,8 bis 8,5 Mag. R Leporis ist einer der eher seltenen Kohlenstoffsterne; alte, rote Überriesen, die sozusagen etwas "rußen". Die Oberflächentemperatur von R Leporis ist gerade mal 1.800°C. Der Granatstern bringt es immerhin auf 3.500°C. Wenn man bei Sternen überhaupt von einer Oberfläche sprechen kann. Es ist ja viel mehr der Teil der Sternatmosphäre, der für uns sichtbar ist.

Aber zurück zu Iris. Iris ist ein typischer Hauptgürtelasteroid, der zwischen Mars und Jupiter seine Bahn zieht. Die große Helligkeit verdankt der Kleinplanet seiner recht hellen Oberfläche. Iris strahlt etwa 28% des eingefangen Lichts wieder zurück ins All. Das spricht für eine sehr silikatreiche Oberfläche. Sie gehört zu den hellsten Kleinplaneten und ist während der Oppostion zwischen 6 und 9. Größe anzusiedeln. Im Vergleich zu (1) Ceres, dem ersten entdeckten Kleinplaneten, ist Iris eher klein mit ihren 200 km im Durchmesser. Ceres ist beinahe 5x so groß, erreicht aber ebenso maximal 6 bis 7 Größenklasse. Ceres reflektiert nur 9% des empfangenen Sonnenlichts.

Wie wir den Entdeckerzahlen schon entnehmen können, war die Ausbeute an Entdeckungen von Kleinplaneten im 19. Jahrhundert eher gering. Ende des 19. Jahrhunderts waren etwa 300 Kleinplaneten bekannt. Im Jahr 2017 kennt man bereits über 650.000 dieser Himmelskörper. Längst haben sie nicht mehr Namen aus der Götterwelt oder der Mythologie. Heute können die Entdecker von Kleinplaneten den Planeten nach einigen Jahren einen Namen geben. So sausen dort Städte, Prominente, Sternwarten und Haustiere um die Sonne. Auch der Astronom Hind bekam seinen eigenen Kleinplaneten. Der Kleinplanet (1897) Hind wurde im Jahr 1971 in der Hamburger Sternwarte Bergedorf entdeckt. Der Entdecker Kohoutek löste einige Zeit darauf eine Kometenhysterie aus mit der Entdeckung des nach ihm benannten Kometen Kohoutek. Der Kleinplanet Hind (1897) hält sich zur Zeit im Sternbild Löwen auf und ist gerade noch in den späten Morgenstunden zu sehen. Allerdings hat er nur eine Helligkeit von ca. 19 Mag.

Während in den 70'er / 80'er Jahren nur eine handvoll Menschen sich mit der Suche nach Kleinplaneten beschäftigten, ist die Beobachtung von Kleinplaneten unter Amateurastronomen in den 90'ern sehr populär geworden. Die digitale Revolution am Sternenhimmel ließ die Entdeckungszahlen explodieren. In den letzten 15 Jahren wird der Sternenhimmel immer mehr von Roboterteleskopen überwacht. Diese Geräte grasen den Himmel regelrecht ab und lassen Amateurastronomen kaum noch eine Chance. Kometen, wie diverse Panstarrs, Linears, Spacewatches oder Catalinas, sind Kometen dieser "Suchmaschinen". Die Amateure sehen das mit einem lachenden und einem weinendem Auge. Mittlerweile werden Kleinplaneten entdeckt, die die 21 Größenklasse besitzen. Für Amateure eher unerreichbar, weil die Beobachtungen sehr lange Belichtungszeiten erfordern.

Mit Iris können wir uns also noch mal in die gute alte Astronomiezeit zurückversetzen, als die Sterngucker noch romantisch an ihren Teleskopen saßen und dort ihre Beobachtungen visuell vornahmen, wie einst John Russel Hind.

Clear Skies,
Christian Overhaus

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