Beobachtungstipp im April 2019 Deckname "Easterbunny" klingt nicht nach einer seriösen Operation und gewiss nicht nach einer astronomischen Entdeckung. Letzteres ist aber zutreffend. Der Osterhase ist ein astronomisches Objekt. Das Häschen ging den Astronomen nämlich am 31. März 2005 ins Netz und es ist ein großer Felsbrocken jenseits der Neptunbahn. Ein Forscherteam um den amerikanischen Astronom Mike Brown entdeckte den Kleinplaneten, gemeinsam mit den Kleinplaneten Eris und Haumea, die allesamt im Sommer des Jahres 2005 der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Die Transneptunobjekte sind die hellsten Mitglieder des Kuipergürtels- gemeinsam mit Pluto. Das war auch Plutos Schicksal. Die hellen Kuipergürtelobjekte waren Anlass für die Astronomische Union eine weitere Klasse von astronomischen Objekten einzuführen, die Zwergplaneten. Der Planet Pluto war ein Opfer dieser Reform und fortan kein Planet mehr, sondern ein Zwergplanet. Der Astronom Mike Brown schrieb die Geschichte in seinem Buch "Wie ich Pluto zur Strecke brachte" nieder. Der Stoß vom Planetenthron gefiel nicht jedem. Doch die Anhänger Plutos hatten das Nachsehen. Lediglich in Illinois/USA, der Heimat des Plutoentdeckers Clyde Tombough, wird Pluto noch gesetzlich als Planet anerkannt und das alles ohne Staatsaffäre. Aber zurück zum Osterhasen: Der Deckname Osterhase wurde nach der Bekanntgabe in (136472) Makemake umgetitelt. Makemake ist immerhin 1.477 km im Durchmesser groß und mit rund 17.ter Größe das zweithellste Transneptunobjekt nach Pluto. Der Name Makemake leitet sich übrigens nach dem Schöpfergott der Osterinsel ab. Somit wird der Himmelskörper seine österliche Herkunft wohl doch nicht mehr los. Die Bahn von Makemake ist eine ausgeprägte Ellipse, die ihn auf 5,744 Milliarden Kilometern an die Sonne heranführen kann oder auch 7,854 Milliarden km Abstand zu ihr zulässt. Im Jahr 2033 erreicht Makemake den sonnenfernen Punkt und hält sich momentan über 7,7 Milliarden Kilometer von uns entfernt auf. Damit ist er uns 2,7 Milliarden Kilometer ferner als der Pluto. Die Bahn ist um 29° gegen die Ekliptikebene geneigt. Zur Zeit ist der Zwergplanet daher im Sternbild Coma Berenices zu finden, weitab der Ekliptik. Für den Umlauf um die Sonne benötigt er übrigens 309,1 Jahre. Soweit außerhalb wird seine Bahn kaum von den anderen Planeten des Sonnensystems gestört und er zählt zu den klassischen Kuiper-Gürtelobjekten, die ihr ganzes Dasein in großer Sonnenferne fristeten. Makemake ist deswegen ein interessantes Objekt für die Erforschung der Frühgeschichte des Sonnensystems. Man geht davon aus, dass er dem Pluto sehr ähnelt, weil die Färbung des Zwergplaneten ins Rote geht und von Methaneis geprägt wird. Die Oberfläche scheint sehr gleichmäßig zu sein. Beobachtete Schwankungen der Helligkeit werden durch die Entdeckung eines sehr dunklen Begleiters im April 2015 erklärt. Der Mond von Makemake hat eine Albedo von 0,01. Er reflektiert nur 1% des empfangenen Lichtes zurück. Sein Durchmesser dürfte bei 150 bis 200km liegen. Dem Amateurteleskop wird der Himmelskörper wohl verborgen bleiben. Entdeckt wurde er auf Aufnahmen des Hubble-Space-Teleskops. Etwas rätselhaft ist der große Unterschied der Albedo der beiden Körper. Makemake reflektiert immerhin fast 80% des Lichtes, der Mond ist kohlschwarz. Es wird daher angenommen, dass der Mond ein Gesteinskörper ist, der kein Eis an der Oberfläche binden konnte, während Makemake ausreichend groß ist, sich mit hellem Methaneis zu überziehen. Makemake an sich ist für die Astrofotografen heute kein schwieriges Objekt. So ist es nicht verwunderlich, dass Makemake auf vielen historischen Aufnahmen zu finden war, nachdem man im Jahr 2005 auf ihn aufmerksam wurde. Das entpuppte sich als Glücksfall für die Bestimmung der Planetenbahn. Bei anderen Zwergplaneten, deren Helligkeiten die 19. Größenklasse kaum überschreiten, gestaltet sich diese Angelegenheit schwerer. Die große Entfernung bedeutet eine sehr geringe Eigenbewegung und es braucht etwas Zeit, um eine ausreichende Bahnstrecke zu vermessen.
Wer zu Ostern nach dem "Easterbunny" suchen möchte, der hat jetzt die Möglichkeit dazu. Im Sternfeld der Haar der Berenice ist er im Amateurteleskop mit einer digitalen Kamera innerhalb von wenigen Minuten abzubilden. Er ist aber nicht leicht zu identifizieren, da er nur 2,5 Bogensekunden pro Stunde zurücklegt. Eine Strichspur, wie man es von Kometen oder nahen Asteroiden kennt, findet man nicht. Einfacher ist die Beobachtung an zwei oder drei Folgetagen. Auf den zeitversetzten Aufnahmen ist die Bewegung des Zwergplaneten deutlich erkennbar. Wie findet man den Zwergplaneten eigentlich? Es gibt einige Möglichkeiten die Position des Zwergplaneten am Himmel zu ermitteln. Mit Hilfe einer Planetariums-Software kann man sich die Position berechnen und darstellen lassen. Oder man wendet sich direkt an die Profis des Minor Planet Centers.
In diesem Sinne wünsche ich Frohe Ostern und erfolgreiche Hasensuche! Clear Skies, |
Besucher: 187.963 | Letztes Update: 06.04.2019