Beobachtungstipp im Juli 2019

In den frühen Morgenstunden des 21. Juli 1969 hielt die Welt den Atem an. Um 3:54 Uhr Mitteleuropäischer Zeit betrat Neil Armstrong als erster Mensch einen außerirdischen Himmelskörper fernab seines Heimatplaneten. Der Augenblick dürfte einer der bewegendsten Momente des 20. Jahrhunderts gewesen sein. Fünfzig Jahre sind vergangen und elf weitere Menschen folgten seither und hinterließen ihre Fußabdrücke auf dem Mond. "Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Schritt für die Menschheit". Auf der Erde wurden die ersten Schritte von 600 Millionen Menschen verfolgt. Was als ein Wettlauf der beiden Mächte UDSSR und USA begann, zählt zu den großen Abenteuern der Menschheitsgeschichte. In diesen Tagen denken viele Nationen an eine Rückkehr zum Mond - nicht unbedingt getrieben vom Forschergeist, auch nicht um der Anerkennung wegen. Es geht um die Ausbeutung von Rohstoffen. Die erwachte Großmacht China ist an der Monderkundung sehr interessiert und möchte in den nächsten Jahren eine Rückkehr zum Erdbegleiter forcieren. Der dreizehnte Mensch auf dem Mond wird dann ein Chinese sein.

Der Mond als Himmelskörper wurde seit der Erfindung des Fernrohrs wissenschaftlich erforscht. Die ersten Zeichnungen der Mondoberfläche durch ein Fernrohr wurden von Galileo Galilei angefertigt.

Zeichnung Galileis aus dem Jahr 1610
Zeichnung Galileis aus dem Jahr 1610, Quelle: Wiki commons

Die Mondoberfläche wurde von vielen frühen Astronomen mit dem Fernrohr erkundet. Die Karten der Mondoberfläche wurden mit zunehmender Auflösung immer detailreicher. Der Astronom Johannes Hevelius ließ mit seiner "Mappa Selenographia" im Jahr 1647 das erste genaue Druckwerk über den Mond veröffentlichen. Etwa 30 Jahre später präsentierte der Astronom Cassini seine Mondkarte, die eine sagenhafte Größe von 3,60m aufwies und Details von 15km auf dem Mond darstellte.

Im 18. Jahrhundert beschäftigen sich die Astronomen Tobias Mayer und Johann Hieronymus Schroeter mit der Kartographie des Mondes. Ersterer fertigte Zeichnungen an, die auf die Bogensekunde genau waren. Die Kartographie des Mondes wurde im 19. Jahrhundert weiterentwickelt und es wurde versucht räumliche Modelle der Topographie des Mondes darzustellen. Namen, wie Julius Schmidt und Johannes Heinrich Mädler wurden in der Geschichte der Mondkartierung besonders erwähnt. Zu Lebzeiten dieser Mondforscher blühten die Wissenschaft und die Technik in vielen Disziplinen auf. Frühe Science-Fiction-Autoren, führend darunter Jules Verne, entdeckten den Mond als Expeditionsziel für sich. "Die Reise um den Mond" aus dem Jahr 1870 und das frühe Werk "Von der Erde zum Mond" beschäftigten sich mit der Möglichkeit mit einer Kanone zum Mond geschossen zu werden. Projektile, die die Protagonisten des Romans aus dem Schwerebereich der Erde und nach der Mondumrundung zurück zur Erde bringen, waren die ersten gedanklichen Schritte zur Weltraumfahrt. Der erste Mensch auf dem Mond war aber wohl Hans Pfaall. Edgar Allen Poe ließ ihn in seiner Erzählung "Die unglaublichen Geschichten des Hans Pfaall" im Jahre 1835 mit einem Heißballon zum Mond aufsteigen. Beweisend, dass die Luft zwischen Erde und Mond zwar dünner wird, aber niemals verschwindet, trifft Herr Pfaall auf dem Mond kleine hässliche Wesen, die in unzähligen Behausungen leben.

Das wird dem Mond nicht gefallen haben
Das wird dem Mond nicht gefallen haben, Quelle: Wiki commons

Mit seinem Werk inspirierte er wohl Jules Verne. Denn auch wenn er den Mond per Kanonenschlag erreichte und eine Ellipse flog und nicht dort landete, erlebten die Protagonisten des Kanonenclubs Baltimore aberwitzige Abenteuer im Weltraum, basierend auf dem zeitgenössischen Wissen um den Weltraum. Ein weiteres inspirierendes Werk über die Mondfahrt schrieb der Autor H.G. Wells, der später wegen seines Romans "Kampf der Welten", in dem er über einen Angriff der Marsianer fabulierte, zu großer Beachtung kam. Das Buch "Die ersten Menschen auf dem Mond" lässt die beiden Hauptpersonen Bedfort und Cavor in einer Hohlkugel, die die Schwerkraft nicht spürt, dem Mond entgegen kommen. Auf dem Mond treffen sie auf Seleniten und Mondkühe, die in Höhlensystemen wohnen. Der Mond war zur Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert eben noch kein toter Himmelskörper.

Von der Literatur angespornt, machte sich das frühe Kino daran, die Geschichten in Stummfilme zu verarbeiten. Zwei Klassiker seien hier genannt. George Melies "Reise zum Mond" basiert auf die beiden Romanen von H.G. Wells und Jules Vernes "Von der Erde zum Mond". Die Szene der Landung, die das Projektil im Auge des Mondgesicht zeigen, dürfte vielen Menschen bekannt sein.

Reise zum Mond, Geroge Melies (1902)
Reise zum Mond, Geroge Melies, 1902, Quelle: Wiki commons

Einer der letzten Stummfilmklassiker aus dem 20'er Jahren schuf der Filmemacher Fritz Lang. "Die Frau im Mond" aus dem Jahre 1929 erzählt die Geschichte einer vierköpfigen Mondexpedition auf der Suche nach Gold und Sauerstoff auf dem Mond. Die Ausbeutung der Bodenschätze des Mondes ist somit nicht die Erfindung der Chinesen. Die Reise zum Mond gelang mit einer Rakete, die wohl mit dem ersten Countdown der Geschichte gestartet wurde. Der Countdown wurde später von den Apollo-Missionen übernommen. Kein anderer als der Raketenpionier Hermann Oberth, der später, gemeinsam mit Wernher von Braun, die Rakete "V2" entwickelte, lieferte den wissenschaftlichen Hintergrund zur Mondfahrt. Die Wirkung der Beschleunigung, die Fluchtgeschwindigkeit von 11,2 km/s von der Erde und die Schwerelosigkeit finden ihren Platz in der Erzählung.

Erde vom Mond aus betrachtet, 1929, nach Fritz Langs Frau im Mond
Erde vom Mond aus betrachtet, 1929, nach Fritz Langs "Frau im Mond", Quelle: Wiki commons

Gerade zu andächtig stehen die Darsteller während des Fluges am Fenster, als die Erde hinter dem Mond unterging. Ein Anblick, den die ersten Menschen fast 40 Jahre später erleben durften. Die Besatzung von Apollo 8 nahm den Erduntergang am 24. Dezember 1968 auf.

Aufnahme von Apollo 8
Aufnahme von Apollo 8, Quelle: Wiki commons

In Langs Klassiker ist der Mond aber einsam und unbelebt. Die zwischenmenschlichen Beziehungen liefern die Handlung zu dem zweieinhalbstündigen Werk. Interessanterweise tapsen die Protagonisten in allen bisher erwähnten Romanen und Filmen im zeitgenössischen Frack und Zylinder über den Mond. Der Raumanzug kam erst später in Mode.

Buchtitel aus dem Jahr 1970
Buchtitel aus dem Jahr 1970

In den 50'er Jahren reisten die beiden Comic-Helden Tim und Struppi in einer Rakete zum Mond. Dort angekommen, konnten sie nicht mehr ohne Raumanzug den Mond betreten. Die Rakete ähnelt in ihrer Erscheinung immer noch der V2-Rakete. Das 17. Abenteuer von Tim und Struppi sollte aber nicht die einzige Mondlandung vor der "richtigen" Mondlandung sein. Im Jahr 1959 wurde "Peterchens Mondfahrt" nach dem Kinderbuch von Gerdt von Bassewitz (1912) verfilmt.

Ja, es war schon einiges los auf dem Mond, bevor Neil Armstrong seinen Fußabdruck auf der Mondoberfläche hinterließ vor 50 Jahren. PS: Der erste Hund auf dem Mond war übrigens der berühmteste Beagle der Welt. Charles M. Schulz ließ Snoopy den weiten Weg zum Mond machen.

Clear Skies,
Christian Overhaus

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