Beobachtungstipp im September 2019

Viele Kometen waren es nicht, die in diesem Jahr zu beobachten waren. Zu Beginn des Jahres war es der Komet C/2018y2 (Iwamoto), der durch die Wintermilchstraße zog. Drei alte Bekannte, die Kometen 46P Wirtanen und 60P/Tsuchinshan, sowie 38P/Stephan-Oterma zeigten sich dem kundigen Auge. Die Kometen konnten allesamt nur im Teleskop gesichtet werden oder fotografisch verfolgt werden. In der zweiten Jahreshälfte macht sich der Komet C/2018W2 Africano auf dem Weg ins innere Sonnensystem. Optimistische Vorhersagen trauen ihm eine Helligkeit von 8,8 mag zu. Damit ist er zwar auch den Teleskopbesitzern vorbehalten. Aber wegen des akuten Kometenmangels wird er doch wohl auf einigen Beobachtungslisten stehen. Am 6. September 2019 erreicht der Komet mit 1,45 AE (217 Mio. km) seinen sonnennächsten Punkt. Am 27. September 2019 wandert er in einer Distanz von 0,5 AE (75 Mio. km) an der Erde vorbei. Seine Bahn liegt somit außerhalb der Erdbahn und führt ihn fast in Opposition an der Erde vorbei. Im September wird er damit am besten zu beobachten sein.

Im August konnte ich den kosmischen Besucher im Sternbild Giraffe auffinden. In der ersten Augusthälfte zog der nahe dem offenen Sternhaufen IC 361 vorbei. Beide Objekte waren mir visuell leider nicht zugänglich. Der Komet hatte zu dieser Zeit eine Helligkeit von weniger als 11 mag. Der Sternhaufen wird mit 11,7 mag angegeben. Der Night Sky Observer Guide empfiehlt eine gute, dunkle Nacht und ein Teleskop mit 16 Zoll Öffnung. Die Sterne des Haufens sind schwächer als 14,5 mag. Fotografisch sind diese Objekte jedoch leicht zu erreichen.

C/2018 Africano nahe dem Sternhaufen IC 361 im Sternbild Giraffe
C/2018 W2 (Africano) nahe dem Sternhaufen IC 361 im Sternbild Giraffe, 10. August 2019, Christian Overhaus

Das wird sich dann im September ändern. Schnell wandert der Komet durch die Sternbilder Perseus, Andromeda und Pegasus. Seinen sonnennächsten Punkt durchläuft er noch im Perseus nahe dem Stern tau Per. Den erdnächsten Punkt erreicht er am 27. September 2019 im Sternbild Pegasus westlich des Sterns Algenib. Er ist dann mit 9 Bogenminuten pro Stunde unterwegs. Bei längeren Belichtungen mit großer Brennweite werden sich deutliche Strichspuren zeigen. Auch der aufmerksame, visuelle Beobachter wird die Eigenbewegung des Kometen bemerken. Der Komet taucht dann relativ schnell in Richtung Wassermann ab und wird dann nur noch für den Südhalbkugelbeobachter zu sehen sein.

Karte mit der Bahn des Kometen im September 2019 (aus Guide)
Karte mit der Bahn von C/2018 W2 (Africano) im September 2019 (aus Guide)

Entdeckt wurde der Komet C/2018W2 Africano am 27. November 2018 von Brian Africano an einem Teleskop des Mt. Lemmon Observatorium. Das Observatorium ist an dem durchaus unter Kometenfreunden bekannten Catalina Sky-Survey beteiligt. Dieses Beobachtungsprogramm sucht nach erdnahen Asteroiden. In der Vergangenheit wurden einige Kometen als Beifang entdeckt. Brian Africano konnte alleine bisher 4 Kometenentdeckungen verbuchen. Andere Kometen findet man unter den Namen Catalina oder Lemmon. Die automatisierten Suchprogramme sind sehr erfolgreiche Kometenjäger.

Karte mit der Bahn des Kometen im September 2019 (aus Guide)
C/2018 W2 (Africano), 200mm Brennweite, Canon EOS-700DA, 23:30 Uhr MESZ, September 2019, Christian Overhaus

Kaum noch entdecken Amateure oder Einzelpersonen Kometen. Das kann man mit einem weinenden Auge, aber auch mit einem lachenden Auge betrachten. Die meisten Kometen, die von Suchprogrammen gefunden werden, wären wahrscheinlich unentdeckt an uns vorübergegangen. Der Kometenhimmel ist also voll. Die Meisten der kosmischen Gäste sind aber so unscheinbar, dass man ihnen nur fotografisch zu Leibe rücken kann.

Clear Skies,
Christian Overhaus

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