Offener Sternhaufen NGC 1647

Liebe Sternfreunde,

das schlechte Wetter macht es den Sternguckern ja nicht gerade leicht. Aber es bietet die Gelegenheit mal ins Archiv zurückzublättern und alte Aufnahmen aufzuarbeiten. So kam es dazu, dass ich eine Aufnahme des Sternhaufens NGC 1647 im Sternbild Stier hervorkramte, auch weil in der aktuellen Ausgabe der "Sterne und Weltraum" ein Artikel darüber erschien.

Offener Sternhaufen NGC 1647
Offener Sternhaufen NGC 1647, Canon EOS-300D, 950mm Brennweite, Bildbearbeitung mit Fitswork, Christian Overhaus

NGC 1647 ist ein großer offener Sternhaufen, der neben den Hyaden ein eher unbeachtetes Dasein führt. Ich habe ihn den Vorjahren schon öfter visuell aufgesucht und er präsentierte sich als große lose Ansammlung von Sternen, die bei kleiner Vergrößerung durchaus reizvoll aussieht. Jedenfalls gewann ich unter sehr mäßigen Bedingungen eine digitale Aufnahme des Haufens mit einer Brennweite von 950mm und der modifizierten Canon EOS-300D. Leichte Bewölkung erhellte den Bildhintergrund sehr stark, so dass eine Bildbearbeitung von Nöten war. Der Sternhaufen soll nach neuesten Erkenntnissen etwa 1.800 Lichtjahre von uns entfernt sein. Dumm, dass das Licht so einen weiten Weg hinter sich gebracht hat und dann in den letzten Bruchteilen einer Sekunde derart von Wolken gestört wurde. Der Sternhaufen könnte aber auch eine ganze Größenklasse heller sein, würde das Licht nicht die Taurus-Dunkelwolke durchwandern müssen, welche dem Sternhaufen vorgelagert ist. Der Haufen selbst umfasst etwa 1.000 Sonnenmassen und durchmisst ca. 25 Lichtjahre. Er ist also schon ein Hingucker am Himmel, gerade mit geringer Vergrößerung.

Man schätzt das Alter des Haufens auf 100 bis 150 Mio. Jahre. Er ist etwa so alt, wie die Plejaden. Die hellsten Sterne sind 8,5 bis 10 Mag hell. Würde man den Haufen in die Nähe der Plejaden setzen, so wären diese Sterne zwischen 5 und 7 Mag hell und der Haufen ein wunderschönes Feldstecherobjekt. Für die Auswertung des Bildes habe ich die Datei ins astronomische Fits-Format überführt. Mit der Astrometriesoftware Astrometrica wurde die Datei dann eingemessen, so dass die Identifikation der einzelnen Objekte möglich wurde.

Die im Internet frei verfügbare Aladin-Datenbank half bei der Analyse der Bilder. Das ist eine sehr spannende Sache, da die Overlaytechnik von Aladin es möglich macht, Objekte auf dem eigenen Bild anzuklicken und Informationen über das Objekt zu bekommen. Auf meiner Aufnahme entdeckte ich den Vermerk "Planet". Ein Mausklick weiter bekam ich dann die Informationen zu diesem Objekt. Hatte sich doch glatt ein Exoplanet, also ein Planet, der um eine andere Sonne kreist, mit aufs Bild gemogelt. Zu sehen ist der Planet freilich nicht. Allerdings ist der Mutterstern HD (Henry Draper Katalog) 285968 gut zu erkennen. Von 285968b, so die Bezeichnung des Exoplaneten, keine Spur.

Welche Informationen bekommt man noch? Der Mutterstern befindet sich in etwa 30 Lichtjahren Entfernung und ist ein M 2.5V-Stern, also ein Stern, der nur eine geringe Masse besitzt und dementsprechend eine geringe Leuchtkraft hat. Er ist nur halb so groß, wie unsere Sonne. Im Jahr 2007 wurde der Planet um HD285968 entdeckt. Zunächst wurde die Umlaufzeit auf 10,24 Tage bestimmt. Die Masse des Planeten mindestens auf 25 Erdmassen. Man hätte es mit einem heißen Neptun zu tun. Nähere Untersuchungen ergaben aber eine Umlaufzeit von 8,8 Tagen. Die neu berechnete Masse ergab eine Masse von nur 8 Erdmassen.

Die Entdeckung und die Analyse der Planetenentdeckung gelang mit der Radialgeschwindigkeitsmessung. Hierbei beobachtet man minimale Geschwindigkeitsschwankungen des Sterns, die durch die Anziehungskraft des Planeten erzeugt werden. Planet und Stern umkreisen einen gemeinsamen Schwerpunkt, der außerhalb des Sternzentrums liegt. Sehr genaue spektroskopische Beobachtungen erlauben die Bestimmung periodischer Schwankungen, die durch einen Exoplaneten hervorgerufen werden. Für uns Amateurastronomen sind solche Beobachtungen noch nicht zugänglich, auch wenn die Spektroskopie von Sternen mit Amateurmitteln durchaus interessant sind. Die Schwankungen der Sterne betragen nur wenige Meter pro Sekunde. Und es gibt viele Einflüsse zu berücksichtigen. Neben der Dynamik des Sonnensystems und des fernen Sternensystems, können leichte Pulsationen des Sterns ähnliche Messergebnisse vortäuschen.

Das sollte uns aber nicht davon abhalten, die eigenen Aufnahmen auf diese Raritäten hin zu untersuchen.

Clear Skies,
Christian Overhaus

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