Sternhaufen Liebe Sternfreunde, 2010 war für mich das Jahr der Sternhaufen! Welch eine Menge an Sternhaufen der Himmel uns doch bietet! Von relativ farblosen mit markanter Form, bis hin zu blau und rot gefärbten Sternhaufen, die wie ein Weihnachtsbaum im Himmel leuchten. M52 und NGC 7635 In der Nacht vom 16. auf den 17. Juli als das Objekt noch nicht so hoch am Himmel stand, habe ich es fotografiert. M52 ist ein offener Sternhaufen mit einer schönen runden Form. Es ist ein sehr sternreicher Haufen (7,3 Mag) mit etwa 190 überwiegend weißen Sternen. Die Entfernung von M52 zur Erde ist hingegen nicht so genau bekannt. Schätzungen gehen von 3.000 bis hin zu 7.000 Lichtjahren aus. Mit meinem 4"-Refraktor konnte ich den Haufen gut sehen, und auch fotografieren. Allerdings empfand ich es als sehr schwierig NGC 7635 (Bubble Nebula) zu finden und ebenfalls im Bildfeld zu zentrieren. Die Bedingungen waren wohl nicht optimal. NGC 7635 ist ein H-II Emissionsnebel der (optisch) "neben" M52 liegt. In Wahrheit ist er ca. 7.100 bis 11.000 Lichtjahre von uns entfernt und liegt deshalb gar nicht "direkt neben" M52. Der Name "Bubble Nebula" oder Blasennebel deutet auf die Blasenform hin, die er durch den Sonnenwind vom Stern SAO 20575 erhalten hat. Ein H-II Emissionsnebel ist eine Wolke interstellaren Gases, oft zusammenhängend mit Molekularwolken, in der viele Sterne geboren werden. Die Wolke wird durch verschiedene Sterne zum Leuchten angeregt (hier gibt es einen interessanten Beitrag dazu).
M39 Im August stand das Sternbild Schwan hoch am Himmel, und da sich die meisten Astrofotographen mit den ausgedehnten Nebelstrukturen im Schwan beschäftigten, hatte ich hingegen vor -auch wegen meiner nicht modifizierten Kamera- den Sternhaufen M39 aufzunehmen. Es ist ein ausgesprochen blauer Haufen, mit einer markanten Dreiecksform. Im Gegensatz zum Sternreichtum vom M52 mit fast 200 Mitgliedern, hat M39 nur etwa 30 Mitglieder. Die Distanz zur Erde ist mit 800 Lichtjahren astronomisch gesehen fast um die Ecke. Der Haufen kommt mit einer Geschwindigkeit von ca. 100.000 km/h auf uns zu, aber keine Sorge, mit 800 Lichtjahren Abstand braucht er noch mehr als 8,5 Millionen Jahre bis er uns erreicht; so groß sind die Abstände im Universum! Im 4"-Teleskop sieht man die markanten Sterne des Sternhaufens sehr schön. Je weniger Hintergrundsterne man sieht desto besser kann man die Form ausmachen. Deshalb ist der Haufen auch für nicht optimale Lichtbedingungen sehr gut geeignet. Neben den Sternen ist kein Nebel zu erkennen, was Messier selbst im Jahre 1771 schon bemerkt hatte. Bode beschreibt den Haufen 1774 als Dreieck.
NGC 869 und NGC 884 der Doppelsternhaufen h und x Persei Das vielleicht bekannteste Sternhaufenduo am Himmel ist der Doppelsternhaufen im Perseus, auch bekannt unter dem Namen h und x Persei, obwohl es sehr wahrscheinlich ist, dass die Bezeichnung "x" (chi) Persei im 16. Jahrhundert ursprünglich für beide Haufen galt und mit "h" Persei ein anderer nahe-gelegener Stern gemeint war. Die beiden Sternhaufen waren schon in der Antike bekannt, und wurden erstmals ca. 135 v. Chr. von Hipparchos beschrieben. Interessant ist, dass Hipparchos ein System benutzte um Sterne anhand ihre Helligkeit zu klassifizieren. Die 20 hellsten Sterne fasste er in der ersten Klasse zusammen, eine Gruppe nächst-schwächerer Sterne wurde in die zweite Klasse eingeteilt usw. Dieses System ähnelt dem heute verwendeten Magnituden-System. Die beiden Sternhaufen sind ca. 7.100 und 7.400 Lichtjahre entfernt und sehr reichhaltig an Sternen. Sie liegen im Perseusarm unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße. Unser Sonnensystem liegt hingegen mitten im Orionarm, d.h. wir schauen "durch unseren Arm" in den nächsten Arm unserer Galaxis (siehe Skizze: der Standort unseres Sonnensystems ist mit "Sun" gekennzeichnet).
NGC 884 (links im Bild) hat einige rote Sterne. Im Bild kommt der Kontrast zu jüngeren, heißeren, weiß-blauen Sternen sehr gut zur Geltung. Obwohl im Teleskop Farbe nicht zu erkennen ist, ist der Anblick sehr schön bei kleinerer Vergrößerung. Ich benutzte wieder mein 4"-Refraktor mit 700mm Brennweite, kombiniert mit einem 26mm Weitwinkelokular. Aber auch Feldstecher würden die beiden Sternhaufen sehr gut zeigen.
M71 Mitten in der Milchstraße, im Sternbild Pfeil, liegt M71. Früher galt M71 als ein Offener Sternhaufen, allerdings ist es jetzt Konsens, dass es sich um einen lockereren Kugelsternhaufen handelt. Er liegt ca. 13.000 Lichtjahre von der Erde entfernt am Rande unserer Galaxis, und ist ca. 9 bis 10 Milliarden Jahre alt. Dies ist ein weiteres Indiz für die Kugelsternhaufentheorie, da offene Sternhaufen normalerweise relativ jung sind mit einem Alter von einigen Millionen Jahren, Kugelsternhaufen können hingegen bis zu 13 Milliarden Jahre alt sein; also fast so alt wie das Universum selbst. Trotz des Sternenmeeres in der Umgebung des Haufens ist er gut an seiner runden Form zu erkennen, mit einer nach innen stets dichter-werdenden Sternenmasse. Bei dieser Aufnahme war ich offenbar ein wenig im Stress, da ich nach der ersten Aufnahme feststellen musste, dass ich M27 im Visier hatte, also nicht einen Sternhaufen, sondern einen Planetarischen Nebel! Wie hatte ich das am Teleskop übersehen können? Eigentlich sollte M71 nämlich relativ einfach aufzufinden sein, etwas südlich der Spitze vom Pfeil (etwa zwischen delta- und gamma-Sagittae erkennt man einen kleinen Nebelfleck, was sich später, etwas mehr vergrößert, als Sternhaufen entpuppt). Als Charles Messier im Jahre 1780 das im Juni schon von M. Mechain wahrgenommene Objekt beobachtete schrieb er: "Sein Licht ist sehr schwach und enthält keinen Stern, das geringste Licht lässt es verschwinden." Messier hatte eine ganze Reihe Teleskope mit 7,5" und auch 8" Öffnung, allerdings war das Lichtsammelvermögen dieser Teleskope nicht vergleichbar mit den heutigen Teleskopen bei gleicher Öffnung. Die Leistung seines Teleskops sollte man eher mit heutigen Refraktoren von ca. 3,5" bis 4" Öffnung vergleichen.
NGC 457 Dies ist -wie ich finde- eines meiner schönsten Bilder des Jahres! NGC 457 oder auch "Owl-cluster" oder "ET-cluster" genannt (wegen der zwei großen Augen), ist ein Offener Sternhaufen in der Cassiopeia. Er ist leicht zu finden in der Nähe von delta-Cassiopeia. Etwas nördlich von NGC 457 liegt NGC 436, auch ein etwas kleinerer Offener Sternhaufen, der in meinem Foto am oberen Bildrand halb zu sehen ist. NGC 457 ist ein reichhaltiger Sternhaufen mit über 100 Sternen. Allerdings sind bisher nicht alle diese Sterne endgültig als Mitglieder des Haufens identifiziert worden. Der Haufen ist ca. 21 Millionen Jahre alt, und steht etwa 8.000 Lichtjahre von uns entfernt.
NGC 6910
Mitten im Sternbild Schwan sind, wie bereits erwähnt, viele Wolken aus Gas und Staub. Zu sehen sind diese Wolken nicht wirklich (mit wenigen Ausnahmen wie z.B. dem Nordamerika-Nebel NGC 7000 oder dem Crescent-Nebel NGC 6888) und sie sind zudem auch nicht immer einfach zu erkennen aber fotographisch sind sie sehr interessant. Meine Kamera ist nicht modifiziert, d.h. sie ist nicht sehr empfindlich im roten Spektrum aber die Wolken im Schwan konnte ich dennoch aufnehmen. NGC 6910 ist ein Offener Sternhaufen in der Nähe zu gamma-Cygni, auch Sadr genannt. Dieser sehr helle Stern mit 2,2 Mag. ist im Bild nicht zu übersehen, und beim Aufsuchen des Sternhaufens im Feldstecher sehr hilfreich. Im Internet fand ich den schönen Namen "Rocking Horse Cluster", der in meinem Bild zwar schwierig zu sehen ist aber -einmal aus dem Bild extrahiert- ist er relativ leicht zu erkennen. Mit Phantasie kann man ein kleines Pferdchen sehen, zwei Räder und rechts den Kopf. Die beiden hellen Sterne sehen ziemlich gelb aus, sollten laut ihrer Spektralklasse aber eigentlich weiss sein. Die gelbe Farbe entsteht durch interstellaren Staub, der die Farbe ein wenig verändert. Andere Sterne in der Gegend sind wiederum blau; es könnte sich hierbei um Vordergrundsterne handeln. Die NASA hat bei einigen Sternen schon aufgrund fehlender interstellarer Bänder im Spektrum feststellen können, dass es sich tatsächlich um Vordergrundsterne handelt. Diese Bänder werden durch interstellaren Staub verursacht, der das Licht absorbiert. Die Zusammensetzung des Staubs ist noch nicht abschließend geklärt aber es könnte sich um eine große Kohlenstoffwolke handeln.
Clear Skies, |
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