Mond, Jupiter und neue Weitwinkel-Okulare Liebe Sternfreunde, Stephan ist seit kurzem stolzer Besitzer von neuen Okularen. Am 16. Februar trafen wir uns an der Sternwarte, um das Equipment in Augenschein zu nehmen. Das Besondere: die Okulare haben ein sehr großes Eigengesichtsfeld von 82° bzw. bis zu 100°! Man schaut also nicht mehr in eine "Röhre" sondern hat ein ausgedehntes Bild vor sich. Aber was sagen da schon viele Worte, man muss den Anblick einfach erleben... Zunächst blickten wir gespannt auf Planet Jupiter. Beim Betrachten konnten wir den Großen Roten Fleck (GRF) erkennen, der sich soeben ziemlich genau in Richtung Erde positioniert hatte. Nahe bei dem GRF viel uns ein dunkler Fleck auf. Wir vermuteten zunächst entweder einen Jupitermond oder zumindest den Schatten eines Jupitermondes. Rasch wurde in einem Planetariumsprogramm die aktuelle Situation simuliert. Demnach konnte das dunkle Objekt weder ein Jupitermond noch Schatten sein. Zufällig hatte ich die DBK 21 CCD-Farbkamera dabei. Kurz entschlossen steckten wir die Kamera in den Okularstutzen und fertigten bei 4.000mm Brennweite einige Bildsequenzen an. Da Jupiter bereits sehr tief stand, beeinflusste die Erdatmosphäre die Qualität der Bilder merklich negativ. Nach dem kurzen Video-Intermezzo erlebten Stephans Okulare ihr "First Moon Light". Wir waren sehr beeindruckt, wie sich das große Gesichtsfeld auswirkte. Der Mond wirkte nahezu plastisch und dreidimensional. Im 30mm-Okular passte der Mond komplett ins Gesichtsfeld (bei 4000mm Brennweite!), wohingegen das 40mm-Okular der Sternwarte dies nicht zu zeigen vermag. Man hat das Gefühl mitten im Geschehen zu sein, vergleichbar mit einer Filmvorstellung in einem Kino mit übergroßer Leinwand.
Einige Tage später bearbeitete ich die gewonnenen Jupiter-Bildsequenzen mit Registax und beschäftigte mich mit der Frage, welche Informationen aus einem Planetenbild (hier Jupiter) gewonnen werden können. Zunächst wollte ich die Position des GRF mit der Software Jupos bestimmen. Aufgrund der dynamischen Jupiter-Atmosphäre driftet der GRF in der Länge, verändert somit seine Position und seinen Längengrad. Demnach liegt das Zentrum des GRF derzeit bei 163,5°. Anschließend habe ich versucht, die Größe des GRF anhand des Bildes zu bestimmen. Zunächst wurde das Bild in eine Vektorgrafik umgeformt. Aus den Pixeln wurden somit Linien gleicher Helligkeit (Isophoten) berechnet. Diese Vektorgrafik wurde dann in ein Zeichenprogramm eingelesen und dort auf den realen Poldurchmesser des Jupiters skaliert. Die beigefügten Bilder zeigen die Vektorgrafik mit Bemaßeng sowie die Überlagerung des Jupiter-Bildes mit der Vektorgrafik. Die Bemaßung wurde mit einem Zeichenprogramm eingefügt. Demnach hatte der Große Rote Fleck eine Ausdehnung von 17.300km in der Länge und eine Ausdehnung von 9.300km in der Breite. Dabei wurde noch nicht berücksichtigt, die Kontur des GRF mit der Jupiter-Oberfläche durchdringen zu lassen, um die 3D-Verzerrung zu berücksichtigen. Werde ich aber in einem weiteren Schritt versuchen. Da nahezu der Transit des GRF stattfand, dürfte die Abweichung nicht extrem sein. Der dunkle Fleck hatte eine Ausdehnung von 1.800km in der Breite und 2.500km in der Länge.
Im vergangen Jahr habe ich ein Jupiter-Bild vom 30. Oktober 2010 nach gleichem Vorgehen ausgewertet. Damals ermittelte ich ein Längengrad von 158,8° für den GRF. Die Ausdehnung des GRF bestimmte ich zu 25.003km in der Länge und 13.794km in der Breite. Es ist schon spannend, welche Informationen in einem Jupiter-Bild stecken.
Sternfreundlicher Gruß, |
Besucher: 190.163 | Letztes Update: 23.02.2011