Totale Mondfinsternis Hallo Sternfreunde, der Termin stand schon lange im Urlaubskalender, der 28. September 2015. In den frühen Morgenstunden des Montags sollte nach Berechnungen der Astronomen eine totale in Europa sichtbare Mondfinsternis stattfinden. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Finsternis stattfinden wird, lag bei nahe 100%. Seit vielen Jahren gelingt es den Menschen, diese kosmischen Ereignisse recht genau vorherzusagen. Bei einer Mondfinsternis tritt unser Trabant in den Schatten des Heimatplaneten. Mondfinsternisse finden somit ausschließlich bei Vollmond statt. Wegen der Neigung der Mondbahn zur Erdbahn, die immerhin 5 Grad beträgt, kann eine Mondfinsternis nur stattfinden, wenn der Vollmond nahe der Schnittpunkte der beiden Bahnen liegt. Das findet in der Regel zwei Mal jährlich statt, ist aber nicht immer von Deutschland aus zu beobachten. Deswegen die besondere Situation. Eine halbe Woche zuvor wurde dann ernsthaft die Wetterprognose, die zunächst nicht schlecht klang, analysiert. Ein spätsommerliches Hoch sollte in den Folgetagen schönes Wetter mit viel Sonnenschein bringen. Hochdrucklagen im Spätsommer können aber leider auch mit Hochnebel aufwarten und dann nieselt einem der Regen auf den Kopf statt Sonnenschein. Zum Wochenende hin wurde die Prognose immer genauer und der gewünschte Sonnenschein stellte sich ein. Noch am Freitag war man frohen Mutes. Die Kameraausrüstung wurde schon mal inspiziert und eine Generalprobe am noch nicht vollen Mond fand statt. Je näher der Mondfinsternistermin kam, desto schlechter wurden dann die Aussichten. Am Sonntag, also nur wenige Stunden vor dem Ereignis, sagte man Bewölkung fürs Münsterland vorher. Lediglich am Niederrhein war mit Wolkenlücken zu rechnen. Liegt Borken nicht näher am Niederrhein als an Münster? Abends jedenfalls ging die Sonne unter und der volle Mond betrat die Bühne am noch blauen Himmel. Die Wetterprognose war deswegen aber nicht besser geworden. Massive Bewölkung im Nordosten wanderte langsam in Richtung Münsterland. Das alles ignorierend packte ich die Astroausrüstung ins Auto. Regen war wenigstens nicht zu erwarten und Nachtkühle führt nicht selten zur Auflösung von Wolken. Ich war an diesem Abend schon früh ins Bett verschwunden, den Wecker auf viertel vor zwei gestellt. Gegen Mitternacht wagte ich dennoch einen Blick nach draußen und mich erwartete der klare Himmel und der helle Mond, der auf dem Weg zum Erdschatten war. Nur noch ein paar Stunden... Bitte! Noch einmal kurz weggenickt und schon klingelte oder besser piepte der Wecker. Raus aus den Federn. Der erste Kontrollblick... der Mond in leichten Wolken, nach Nordosten aber die schwere Bewölkung, die sich zusehens in Richtung Südwesten bewegte. Das sah nicht gut aus. Da hilft nur ignorieren, schnell eine Tasse Kaffee trinken und los. Die Fahrt durchs menschenleere Borken in Richtung Sternwarte wurde noch von Mondschein begleitet. An der Sternwarte angekommen war der Mond hinter Wolken verschwunden. Nur noch die Aufhellung gab Kunde vom Standort des Trabanten. An der Sternwarte waren Eckhard und Günther bereits einsatzbereit für die Mondfinsternis. Die obligatorische Frage nach dem Wolkenschieber ließ nicht lange auf sich warten. Vielleicht sollte man sich über den Einsatz eines Megaföhns, der die Wolken einfach wegpustet, Gedanken machen. Wenn man die städtische Beleuchtung so sieht und diese in Relation zum Nutzen um 2:00 Uhr nachts stellt, könnte man denken, dass man diese Energie für wenige Zeit zum Betrieb eines solchen Föhns verwenden könnte. Hätte die Astronomie den Stellenwert des Fußballs in unserem Lande, gäbe es diese Föhne schon... Aber Föhn hin oder her, man musste sich damit abfinden. Ich baute das Teleskop dennoch auf. Leider konnte die Einnordung des Gerätes nicht genau geschehen, da es keine Sterne gab, die mir dabei helfen konnten. So wurde es nach Intuition aufgebaut. Schließlich stand das Gerät nicht zum ersten Mal auf der Plattform der Sternwarte, so dass man im Groben wusste, wie es zu stehen hatte.
Ich nutze ein kleines Refraktorteleskop mit 600mm Brennweite und einer Öffnung von 80mm. Die Kamera, eine Canon EOS-600D wurde direkt an den Okularauszug gebracht. Die Brennweite zeigte sich als ideal. Kleine Nachführfehler waren nicht sichtbar und der Mond war ausreichend groß inmitten des Sternfeldes zu sehen. Zumindest sollte er zu sehen sein. Man sah viele Wolken. Glücklicherweise war der Okularauszug noch von der Generalprobe unangetastet. Die Kamera war von vorneherein gut im Fokus. Eine Nachfokussierung war angesichts der Wetterlage nahezu unmöglich. Kurz vor 3:00 Uhr erschien der Mond im fahlen Licht immer mal wieder in kleineren Wolkenlücken. Nach dem Eintritt in den Kernschatten der Erde um 3:07 Uhr konnte man kurz danach den leicht angeknabberten Mond wahrnehmen. So ging es weiter bis zur Totalität. Zwischen den Wolken gelang uns immer wieder mal der Blick auf den Superblutmond, wie er in den Medien präsentiert wurde. Im Südosten hatte man während dieser Zeit freien Blick auf Sirius, der sich förmlich aufzwang. Im Ruhrgebiet hatte man wohlmöglich einen besseren Blick. Die Internetverfügbarkeit an der Sternwarte gab Auskunft über die aktuelle Wolkensituation. Es bestand die Möglichkeit, dass eine größere Wolkenlücke aus Richtung Ostwestfalen den Weg ins westliche Münsterland fand. Weitere Sternfreunde trafen ein. Jürgen Korff, der gerade die Plattform der Sternwarte betrat, klärte uns auf, dass die Situation in Gescher durchaus besser war als hier vor Ort. Klang gut, zumal das Wetter ausnahmsweise aus Gescher kam.
Bis zur Totalität um 4:12 Uhr gelangen einige Wolkenlückenfotos. Siriusbeobachter kamen während dieser Phase voll auf ihre Kosten. Leider war kein Siriusbeobachter an der Sternwarte. Die große Wolkenlücke kündigte sich aber während der Totalität an und der Himmel bekam im Zenit mehr und mehr Sterne. Zeitweise war es dort sehr klar und die Milchstraße zeigte sich deutlich. Kein Zweifel, es wurde besser. Gegen 5:00 Uhr war es dann ganz klar zum Trotz aller Wetterprognosen, die zum Morgen hin erst recht dichte Bewölkung vorhersagten. Entscheidend ist auf dem Platz hat mal ein großer Fußballphilosoph gesagt und eine Mondfinsternis dauert 90 Minuten (so annähernd) sage ich. Da kann viel passieren. Jedenfalls gelang die Beobachtung der zweiten Mondfinsternishälfte ohne Wolken bei klarem Himmel. Die Kameras klickten im Sekundentakt. Doch ein besonderer Eindruck war die kupferfarbene Mondkugel im Feldstecher. Die rote Färbung mit samtschwarzen Hintergrund an dem einige Sternchen des Sternbildes Fische zu finden waren. Mit dieser optischen Hilfe schien der Mond heller als der bloße visuelle Eindruck. Viele Mondgucker, die mich später bei der Arbeit auf den roten Mond ansprachen, haben nur die dunkle Färbung gesehen. Möglicherweise haben sie auch den Mond beim Austritt aus dem Mondschatten verfolgt. Die rote Färbung weicht dann allmählich der beleuchteten Mondphase. Ich wüsste jedenfalls nicht zu urteilen, ob es eine helle oder dunkle Finsternis war. Dazu gibt es zu wenige persönliche Erfahrungswerte. Langsam zog die Dämmerung auf und die Venus stand gemeinsam mit Mars und Jupiter am morgendlichen Himmel. Nebel zog auf und verschwand wieder. Von Ferne hörte man das Erwachen der Stadt und die nächtliche Stille wurde langsam vom morgendlichen Berufsverkehr verdrängt. Viele Frühaufsteher hatten die Gelegenheit den noch roten Mond und den Austritt des Mondes aus dem Schatten der Erde auf dem Weg zur Arbeit im Stau auf der Autobahn oder an der Ampel zu begutachten. Ein Anblick, den sie nun für einige Jahre nicht mehr zu Gesicht bekommen werden. Wir erlebten noch den gesamten Austritt des Mondes aus dem Erdschatten und mit dem Abbau der Geräte war es schon hell. Im morgendlichen Sonnenlicht ging es dann nach Hause für die zweite Hälfte des Tages. Der eingereichte Urlaubstag war eingekürzt worden und ich radelte nach kleinem Frühstück in Richtung Sirius nach Marl. Dort hatte man die Finsternis in voller Länge gesehen, wurde mir erzählt. Wäre natürlich auch schön gewesen. Dennoch war das Erlebnis Mondfinsternis an der Sternwarte mit weiteren Sternfreunden mehr als die verbliebenen Fotos, die an diesen schönen Morgen erinnern. Mit beteiligt an dieser Beobachtung waren Günther Strauch, Eckhard Bolick, Jürgen Wissing, Jürgen Korff, sowie als Gast Kanonikus Börner aus Borken. Sternfreundliche Grüße, |
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