Merkur vor der Sonnenscheibe Liebe Sternfreunde, der Astrokalender kündigte für den 9. Mai 2016 ein ziemlich seltenes astronomisches Himmelsereignis an - einen Merkurtransit. Vor 13 Jahren am 7. Mai 2003 erlebte ich den ersten Merkurtransit in meinem Leben. In diesem Jahrhundert wird sich Merkur nur 14x als winzige schwarze Scheibe vor der Sonne zeigen. Der nächste von Borken im Monat Mai aus sichtbare Merkurdurchgang ereignet sich in 33 Jahren am 7. Mai 2049 - dann wäre ich 78 Jahre alt! Zwar wird Merkur bis dahin noch dreimal im Monat November (11.11.2019, 13.11.2032, 7.11.2039) vor die Sonne treten, jedoch sind die Beobachtungsbedingungen im Monat November aufgrund des Wetters, der geringen Sonnenhöhe sowie der kurzen Tageslänge ungünstiger. Zudem erscheint Merkur im November mit 10 Bogensekunden Durchmesser nochmals zwei Bogensekunden kleiner als im Mai mit 12 Bogensekunden. Alle diese Faktoren verdeutlichen die Besonderheit dieses Naturschauspiels für den interessierten Sternfreund wie mich. Für den besagten Montag wurde daher rechtzeitig bei meinem Arbeitgeber Urlaub beantragt.
Gegen Mittag machte ich mich auf den Weg zur Sternwarte, um die geplante Beobachtung für die Öffentlichkeit und für die fotografische Dokumentation vorzubereiten. Die Borkener Zeitung hatte in ihrer Montags-Ausgabe von der Möglichkeit der Beobachtung an der Sternwarte für Besucher berichtet. Dem lokalen Radiosender WMW stand ich kurz nachdem ich an der Sternwarte angekommen war in einem Interview Rede und Antwort zu dem Merkur-Transit. Bei blauem Himmel und böigem Wind verging die Zeit wie im Fluge. Nach den Berechnungen der Astronomen sollte Merkur um 13:12:16 MESZ die Sonnenscheibe berühren und nach 191 Sekunden um 13:15:27 MESZ als kleine schwarze Scheibe ganz vor dem Sonnenball zu erkennen sein. Ein spannender Moment. Es wurde im Weißlicht mit der Kombination Refraktor 80/600/EOS 40D und im H-Alpha mit der Kombination Solarmax/DMK 618 beobachtet. Zu unserer Überraschung tauchte Merkur im Solarmax eher auf als berechnet. Inzwischen ist dieser Sachverhalt geklärt. Die berechneten Zeiten beziehen sich auf die Sonne in Weißlicht und betreffen somit die Photosphäre. Das Solarmax zeigt jedoch zusätzlich die Chromosphäre sowie mögliche Protuberanzen. Die Chromosphäre hat ein Dicke von 2000km und entsprach bei der Beobachtung einer Ausdehnung von drei Bogensekunden. Merkur hatte einen Scheibendurchmesser von 12 Bogensekunden. Somit musste Merkur im h-Alpha-Teleskop 48 Sekunden eher sichtbar werden, als er die Chromosphäre berührte.
Merkur wanderte nun langsam über die Sonnenscheibe. Immer wieder durften wir große und kleine Besucher auf der Plattform begrüßen. In der Kuppel wurde das Bild der Sonne mit dem Refraktor auf die weiße Tafel projiziert. So konnten die Besucher bequem den winzigen schwarzen Merkur und einige Sonnenflecken erkennen. Christian zeigte das Schauspiel live in seinem Teleskop und dem PST. Auf dem Bildschirm meines Laptops zeigte ich das Bild der h-Alpha Sonne, aufgenommen mit der DMK 618 Kamera. Ein Redakteur der Borkener Zeitung und ein Redakteur von BORIO-TV verfolgten das Geschehen an der Sternwarte und berichteten einen Tag später per Video und Artikel. Später zogen Zirren und Wolken auf. So konnten wir das Ende des Merkur-Transits leider nicht mehr beobachten. Der Himmel schenkte uns zum Abschied noch irisierende Wolken und zwei Nebensonnen.
Mit einem glücklichen Gefühl und etwas Wehmut ging es nach Hause. Die beigefügten Bilder zeigen meine Impressionen von diesem schönen Beobachtungstag und werden beim zukünftigen Betrachten meine Gedanken und Eindrücke in Erinnerung rufen.
Sternfreundliche Grüße, |
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