Die besondere Mondfinsternis Hallo Sternfreunde, eine Mondfinsternis ist immer etwas Besonderes. Der Blutmond, Kupfermond oder der Superkupferblutmond ist in erster Linie ein Naturschauspiel, das mehr das Ästhetische als das Wissenschaftliche der astronomischen Welt anspricht. Forschung wird heute kaum mehr betrieben. Die Entstehung und der Verlauf einer Mondfinsternis gelten weitgehend als verstanden. So gesehen kann man sich als Amateurastronom zurücklehnen und das Himmelsschauspiel genießen. Das war auch unser Plan an der Josef Bresser-Sternwarte für die Mondfinsternis in den Morgenstunden des 21. Januars 2019. Die vorhergehende Mondfinsternis am 27. Juli 2018, die an einem warmen Freitagabend stattfand, konnte zwar ebenfalls beobachtet werden. Jedoch war an Ruhe und Muße nicht zu denken. Mehrere Hundert Besucher umlagerten die Teleskope der Sternfreunde. Damit war an diesem Montagmorgen eigentlich nicht zu rechnen. In den Tagen vorab zeichneten sich durchaus gute Wetterbedingungen für den Montagmorgen ab. Kalte, trockene Luft sollte für klaren Himmel und frostige Temperaturen sorgen und dass in großen Teilen Deutschlands. Man durfte sich also Gedanken über die Vorgehensweise am Montagmorgen machen. Ich kam zu dem Entschluss, den Mond mit einem kleinen Refraktorteleskop und einer Spiegelreflexkamera zu verfolgen. in Timer sollte eine Zeitrafferaufnahme über den Verlauf der Mondfinsternis ermöglichen. Jeder der später anwesenden Sternfreunde führte ähnliches im Schilde, sei es das Fotografieren durch ein Teleskop oder durch ein Teleobjektiv. Die visuelle Beobachtung fand eigentlich nur durch Ferngläser statt, die durchaus ideale Instrumente für die Mondbeobachtung sind.
Zum Sonntag hin waren die Prognosen für das Wetter weiterhin gut und die Ausrüstung wurde schon mal zusammengesucht und im PKW verstaut. Frei nach dem Motto "Lieber ein Adapter mehr einpacken als etwas zu vergessen" verschwand die halbe Astroausrüstung im Kofferraum. Auch wenn die Sternfreunde kaum Werbung für die Mondfinsternis machten, weil eine öffentliche Beobachtung nicht geplant war, konnte man sich über das bevorstehende Ereignis durch Funk, Presse und Fernsehen ausreichend informieren. Nicht immer glücklich! Im Videotext des WDRs verwechselte man bei der Beschreibung der Mondfinsternis die Positionen von Sonne, Mond und Erde. Bestimmt ein Flüchtigkeitsfehler, der etwas Unterhaltung bot, nach dem Motto: "Finde den Fehler!" Die Nacht von Sonntag auf Montag würde sich als kurze Nacht gestalten. Deshalb ging es für mich recht früh zu Bett. Der Wecker wurde auf 3:00 Uhr gestellt. Ein Zeitplan, der einen Kompromiss zwischen Ausschlafen und ausreichender Zeit für die Vorbereitungen an der Sternwarte darstellte. Kurzer Schlaf, dann Lärm aus dem Funkwecker. Der Blick durchs Fenster zeigte eine helle, durch den Mond beschienende Umgebung, das Thermometer zeigte -8,3°C. In den folgenden Minuten wurde aus dem noch schlaftrunkenen Hobbysterngucker ein dick eingepackter Polarforscher mit dicker Jacke, Skihose, Mütze und Handschuhen. Kaffee wurde noch gekocht, ein kurzes Frühstück eingenommen und das Auto von Eis befreit. Morgens um 4:00 Uhr ist die Welt noch in Ordnung, dachte ich und fuhr durch die leeren Straßen in Richtung Hoxfeld. Der helle Vollmond im Südwesten begleitete mich. Noch war nicht so viel vom bevorstehenden Schauspiel zu erkennen. Der Mond befand sich um 4:00 Uhr allerdings schon im Halbschatten der Erde, als ich an der Sternwarte ankam und einige Frühaufsteher begrüßen konnte. Im vollen Mondlicht konnte das Teleskop auf der Plattform der Sternwarte aufgestellt werden. Die begehrten Plätze mit Aussicht auf den Nordwesthimmel waren knapp. Zu Auseinandersetzungen unter den Sternfreunden, die dem Begriff Blutmond eine ganz neue Bedeutung gegeben hätten, kam es aber nicht. Jeder sollte sein Plätzchen finden und die Mondfinsternis bis zum Ende beobachten können. Und zum Ende hin sollten sich immerhin 12 Leute an der Sternwarte aufhalten. Das Thermometer fiel derweil auf -10°C.
Meine erste Aufnahme um 4:19 Uhr (MEZ) zeigte schon einen verdunkelten Mondrand, der auf den für 4:34 Uhr erwartenden Eintritt in den Kernschatten hinwies. Der genaue Zeitpunkt ist wegen der diffusen Erscheinung des Schattens nicht leicht zu bestimmen und an einem Morgen wie diesem nicht so wichtig. Gut gelaunte Menschen um mich herum, klickende Kameras, herumwandernde Feldstecher - die Zeit verging im Fluge. Um 5:41 Uhr war dann offiziell der Beginn der Totalität und der rote Mond schwebte förmlich im Sternfeld zwischen den Sternbildern Krebs und Zwillinge. Im Fernglas wirkte diese Szenerie viel schöner, als man es auf den Fotografien hätte darstellen können. Sicherlich war die Ausbeute an guten Fotos nicht gering. Der Gesamteindruck des dunklen Himmels, die krähenden Hähne in der Nachbarschaft, die angenehme Windstille, die die Temperaturen im zweistelligen Minusbereich erträglich machten - all das würde man später auf den Fotos nicht mehr erleben. Das ist die Belohnung für die Tapferen, die die neue Woche bereits in den frühen Morgenstunden des Montags begrüßten. Um Viertelvorsieben begann dann der Austritt des Mondes aus dem Kernschatten. Das ist im Fernglas ein besonders schöner Anblick. Der Mond scheint eine helle Haube zu bekommen, die ihn langsam überzieht und ihn zu altem Glanz verhilft. Mittlerweile war die morgendliche Dämmerung herangebrochen und tief im Südosten zeigten sich die helle Venus und darunter der Riesenplanet Jupiter, die sich im Sternbild Skorpion aufhalten. Die Stille des Morgens wurde auch zunehmend vom Verkehrslärm der aufwachenden Stadt gestört. Der Nachbarhahn hatte seine Weckrufe ebenfalls eingestellt. Die Anzeichen der Dämmerung machten sich über Borken im Osten bemerkbar. Der Mond wanderte seinem Untergang im Westen entgegen, wo er hinter Bäumen verschwand. Meine letzte Aufnahme gelang um 8:23 Uhr, gute 17 Minuten vor seinem offiziellen Untergang. Im Osten kündigte sich derweil die Sonne an und ging bei sehr klarem Himmel und kalter Luft hell auf. Die tiefen Luftschichten zeigten sie zunächst noch leicht deformiert, doch schon bald war sie zu stark, um sie weiter ohne entsprechenden Schutz beobachten zu können.
Die meisten Sternfreunde waren bis zum Schluss an der Sternwarte verblieben. Für Einige rief der Arbeitgeber. Die Ausrüstung war von einer Eisschicht überzogen als sie ins Auto verpackt wurde. So leerte sich die Sternwarte und für die meisten Beobachter begann der Tag mit einem warmen Frühstück, hoffentlich. Soweit der praktische Teil dieser Mondfinsternis. Eine besondere Überraschung im Laufe des Tages sorgte für etwas Aufregung, nicht nur unter den Sternfreunden, sondern in der gesamten Astronomiegemeinde. Mehrere Quellen, darunter auch die Sternfreunde aus St. Andreasberg im Harz, berichteten von einem beobachten Meteoriteneinschlag auf den Mond während der Totalität. Um 5:41 Uhr leuchtete für kurze Zeit am Ostrand des Mondes ein heller Blitz auf, der sich deutlich von der ansonsten roten Mondoberfläche abhob. Die hellen Pixel auf den Fotos sind bei weitem nicht so spektakulär, wie das Szenario vor Ort. Ein fußballgroßer Himmelskörper mit einer Masse von vielleicht 40kg ist mit hoher Geschwindigkeit, Experten sprechen von 60.000km/h, auf die Mondoberfläche aufgeschlagen. Die große kinetische Energie, die in Sekundenschnelle abgegeben wurde, ließ das Mond- und Meteoritenmaterial in einem hellen Lichtblitz verdampfen. Ein schätzungsweise 10m durchmessender Krater könnte entstanden sein. Die Astronomen machen sich gerade auf die Suche. Krater von ähnlichen Ereignissen sind bereits dokumentiert worden. Derartige Einschläge sind keine Seltenheit. Auf der Erde gehen jährlich schätzungsweise 20.000 - 30.000 Meteorite nieder. Der Mond, dessen Oberfläche 13x kleiner als die der Erde ist, sollte im Jahr immerhin noch 2.000 - 2.500 Meteorite einsammeln. Die fehlende Atmosphäre des Mondes begünstigt das Aufkommen von Meteoriten. Viele Himmelskörper, die auf die Erde stürzen, verdampfen bereits in der Atmosphäre der Erde und schaffen es nicht bis zum Erdboden. Die Mondoberfläche aber muss die ungebremste Energie der eintreffenden Körper aufnehmen. So gesehen sind derartige Einschläge theoretisch an der Tagesordnung. Schon in der Vergangenheit wurden ähnliche Beobachtungen von Einzelpersonen gemacht. Die als Moonblinks bezeichneten Beobachtungen können zwar mehrere Ursachen haben, unter anderem Satellitenflares oder Albedo-Phänomene, die mit der Mondgeologie zusammenhängen oder eben auch Bildfehler durch Kamera und Optik. Ein Teil dieser Blinks kann man Meteoriten zuschreiben. Die Besonderheit dieses Einschlags während der Mondfinsternis war, dass viele Kameras auf der ganzen Welt das Ereignis aufnahmen und die Beobachtung daher sehr eindeutig war.
Die Nachricht verbreitete sich sehr schnell und viele Beobachter untersuchten ihre Fotos auf die hellen Pixel im Südosten des Mondes. Ein Glücksfall für die Sternfreunde. Unsere Mitglieder Betty und Gert hatten tatsächlich den Auslöser ihrer Kamera im richtigen Moment betätigt. Obwohl sie nur alle vier Minuten ein Bild aufnahmen, war der Lichtblitz deutlich zu erkennen. Auch Rainer entdeckte den Lichtblitz auf seinen Aufnahmen, die er, angespornt durch die guten Nachrichten, nochmals genauer beäugte. Das sind schon Glückstreffer. Meine Aufnahmen zeigen trotz höherer Aufnahmefrequenz keinen Meteoriteneinschlag. Auf einer Aufnahme von 5:37 Uhr ist ein helles Gebiet zu sehen, dass auf den Folgebildern nicht mehr erkennbar war. Dies könnte ein vorheriges Ereignis gewesen sein, welches aber viel schwächer war. Zuvor wurde schon von einem zweiten Impakt um 5:43 Uhr berichtet. Statistisch wären diese Beobachtungen wohl eine Kuriosität. Während der Mondfinsternis konnten wir aber einige helle irdische Meteore beobachten. Eine erhöhte Sternschnuppenaktivität erhöht die Wahrscheinlichkeit von Impakten auf den Mond ebenfalls. So gesehen, könnten durchaus noch weitere Meteoriteneinschläge auf den Fotos zu finden sein. Es ist schon ein tolles Hobby voller Überraschungen. Auch ein verhältnismäßig häufiges Ereignis, wie eine Mondfinsternis, weiß zu überraschen... Sternfreundlicher Gruß, |
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