NLCs im Anmarsch

Hallo Sternfreunde,

in den Sommermonaten Mai bis August kann man in unseren Breiten die leuchtenden Nachtwolken beobachten. Die Aktivität dieser Wolken ist allerdings nur sehr schlecht oder gar nicht vorhersagbar. Die Wolken sind keine Wolken im herkömmlichen Sinne und haben am irdischen Wettergeschehen keinen Einfluss¹. Das Wetter findet in der Troposphäre statt, die bis in 10km Höhe reicht. An der Grenze zur Stratosphäre sind die Strahlwinde (Jetstreams) noch wetterbestimmende Elemente, deren Einfluss direkt zu bestimmen ist. Die Stratosphäre reicht bis etwa 50km in die Höhe. Hier findet man, wenn man Glück hat, die Ozonschicht oder auch gelegentlich Felix Baumgartner, der mit seinem Fallschirm unterwegs ist. Oberhalb der Stratosphäre bis in Höhen von 90 Kilometer ist die Mesosphäre. Im oberen Bereich der Mesosphäre wird es im Sommer sehr kühl. Kühl genug, um in der sehr dünnen Atmosphäre Wasserdampf kondensieren und zu Eiskristallen werden zu lassen. Dazu muss das Thermometer auf -130°C fallen. Diese Eiskristalle bilden sich dann an kleinen Staubkörnchen in der Mesosphäre. Als Quelle der Staubkörnchen kommen Aschewolken von aktiven Vulkanen in Frage oder aber auch Meteore, deren Staub in der oberen Atmosphäre verbleibt. Die Leuchtenden Nachtwolken bewegen sich in einer Höhe von 80 bis 90 km. In den hellen Nächten, wenn die Sonne weniger als 15° unter dem Horizont steht, werden die Wolken immer noch beleuchtet und heben sich gut gegen den ansonsten dunklen Himmel ab. Man kann diese Wolken im Laufe der Nacht anfänglich vom Nordwesten nach Nordosten hin beobachten. Die erste Sichtung in diesem Jahr gelang mir in der Nacht vom 8. auf den 9. Juni 2019 gegen 1:00 bis 3:00 Uhr. Die Wolken erreichten eine Höhe von 5° bis 10° und blieben bei meiner Beobachtung unterhalb von Capella, die am Nordhimmel durchzieht. In den Folgetagen wurden weitere Beobachtungen intensiver NLCs (Noctilucent Clouds) gemeldet. Der Blick nach Norden kann in den kommenden Nächten also lohnen.

Leuchtende Nachtwolken (NLCs, Noctilucent Clouds)
Leuchtende Nachtwolken (NLCs, Noctilucent Clouds), 9. Juni 2019, Christian Overhaus

Clear Skies,
Christian Overhaus

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¹) da ja nach der Chaostheorie selbst der Flügelschlag eines Schmetterlings einen Sturm auf der anderen Erdhalbkugel auslösen kann, muss man mit solchen Aussagen vorsichtig sein. Ein Wärmetransport findet ja in jedem Fall statt.)

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